„Anderen zu helfen ist ein Gefühl von Freiheit“

Bischof Trelle diskutiert während des Katholikentags in Leipzig über die Flüchtlingskrise

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle sieht in der Flüchtlingskrise eine Nagelprobe für Europa. Trelle nahm während des Katholikentags am Freitag in Leipzig an einer Podiumsdiskussion teil. Das Thema: Der Schutz von Geflüchteten.

„Die entscheidende Frage für die Zukunft Europas ist, ob es in der Bewältigung der Krise an Detailfragen scheitert. Wenn uns das nicht gelingt, dann haben wir versagt“, sagte Trelle.

Mit ihm diskutierten Dr. Michael Griesbeck (Vizepräsident des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg), Stefan Keßler (Jesuiten-Flüchtlingsdienst, Berlin) und Marc Speer (Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche, Budapest/Ungarn) über den Flüchtlingsschutz in Europa.

Im Hinblick auf das Flüchtlingsabkommen der EU mit der Türkei sagte Trelle: „Was hat denn die Visumfreiheit zu tun mit der Rückübernahme von Geflüchteten? Gar nichts. Es geht um einen Deal. Das finde ich im Blick auf die Flüchtlinge im höchsten Maße fragwürdig.“

Ihn irritiere, dass Menschen sagten, sie hätten Angst vor Flüchtlingen, ohne diesen Menschen in Not je begegnet zu sein, so der Bischof. Es gehe darum, sich um die Geflüchteten zu kümmern wie um einen Gast, der unerwartet komme. „Anderen zu helfen ist doch ein Gefühl von Freiheit. Und genau das haben wir erlebt, dass tausende Menschen in unserem Land geholfen haben.“

Bei der Aufnahmebereitschaft für Flüchtlinge forderte Trelle besonders von den osteuropäischen Ländern in der EU mehr Solidarität: „Im europäischen System muss sich noch etwas ändern, damit die deutsche Bevölkerung nicht sagt: Das geht über unsere Tragfähigkeit hinaus.“

Der Bischof appellierte dazu, das zu bewahren, was den Menschen zum Menschen mache. „Den Blick auf den Menschen und sein Bedürfnis, in Freiheit und Gerechtigkeit zu leben, das möchte ich nicht aufs Spiel gesetzt sehen.“