Aufbau in einem zerrissenen Land

Der „Friedensgrund 2006“ führt junge Deutsche und Osteuropäer nach Bosnien und Herzegowina

Hildesheim (bph) Der Ort Guca Gora in Mittelbosnien ist Ziel des diesjährigen „Friedensgrund“ der Diözese Hildesheim. Rund 150 Teilnehmer aus dem Bistum und neun osteuropäischen Ländern wollen dort vom 13. bis 24. August zusammen leben und arbeiten.

Partner des diesjährigen Friedensgrund sind die Erzdiözese Sarajevo und die dortige katholische Studentenorganisation „Emmaus“. Die Gäste kommen unter anderem aus der Ukraine, Belarus, Rumänien, Litauen, Polen und natürlich Bosnien-Herzegowina. Guca Gora liegt unweit der Stadt Travnik zu Füßen des Vlasic-Gebirges. Der Ort ist kroatisch geprägt, dagegen hat Travnik eine überwiegend bosniakisch-muslimische Bevölkerung. Während der bosnischen Kriege verließen etwa zwei Drittel der Bevölkerung Guca Gora und sind nicht wieder zurück gekehrt.

Die Friedensgrund-Teilnehmer schlagen ihre Zelte auf dem Gelände eines Franziskanerklosters auf. Gemeinsam mit den Franziskanern wollen sie an den Außenanlagen des Klosters arbeiten und Familien aus dem Ort unterstützen.

Neben der eigentlichen Arbeit soll in dem zweiwöchigen Jugendcamp die Begegnung der Nationen und Konfessionen im Vordergrund stehen. Die Teilnehmer werden in verschiedene Arbeitsgruppen eingeteilt und die Nationalitäten dabei bewusst gemischt. Mittelpunkt der vielfältigen spirituellen Angebote ist das „Kirchenzelt“, in dem täglich in verschiedenen Sprachen ein Morgen- und Abendgebet angeboten wird. Außerdem finden dort Gottesdienste der verschiedenen Religionsgemeinschaften statt. Viele Teilnehmer aus den osteuropäischen Ländern gehören der orthodoxen oder griechisch-katholischen Konfession an. Diese Gruppen bringen ihre eigenen Geistlichen mit. Wann immer möglich wollen sie im Lager zusammen Messe feiern beziehungsweise sich gegenseitig zu den Messen einladen.

Geplant sind auch Ausflüge in die Umgebung. Sarajevo steht ebenso auf dem Besichtigungsprogramm wie Banja Luca mit seiner katholischen Kathedrale. Daneben haben sich hochrangige Kirchenvertreter in der Zeltstadt angesagt. Der emeritierte Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer wird den „Friedensgrund“ während der ersten Woche begleiten, außerdem kommen der Kardinal von Sarajevo, der dortige Metropolit und der Franziskanerprovinzial zu Gesprächen ins Camp.

Logistisch wird das Jugendlager wie auch in den vergangenen Jahren vom Hildesheimer Malteser-Hilfsdienst betreut. In Guca Gora werden sie ein komplettes Lager samt Schlaf-, Sanitär- und Verpflegungszelten aufschlagen.

Das internationale Jugendprojekt „Friedensgrund“ wurde vom inzwischen emeritierten Bischof Dr. Josef Homeyer ins Leben gerufen. Es wird jeden Sommer durchgeführt und dient der Begegnung von Jugendlichen aus dem Bistum Hildesheim mit Gleichaltrigen aus mittel- und osteuropäischen Ländern. Der „Friedensgrund“ soll zur Aussöhnung der Völker beitragen und damit dem Frieden in Europa dienen. „Durch den Friedensgrund ist in den vergangenen Jahren ein dichtes und verlässliches Netz an Kontakten über alle Grenzen der teilnehmenden Nationen hinweg gewachsen“, freut sich Pfarrer Christian Göbel, der den „Friedensgrund“ organisiert und leitet. Dies ist in seinen Augen „ein Grund zur Hoffnung für eine europäische Zukunft in Versöhnung, Solidarität und Frieden.“

Das erste Camp des „Friedensgrund“ wurde 1990 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen gebaut. Auch in Rumänien, Russland, Tschechien, Belarus und anderen osteuropäischen Ländern haben Jugendliche schon für zwei Wochen zusammen gelebt und gearbeitet.

Informationen im Internet:
www.friedensgrund.de