Ausbilder des Priesternachwuchses

Dr. Walter Kalesse wird als Regens des Priesterseminars verabschiedet

Hildesheim (bph) Dutzende von Priestern hat Dr. Walter Kalesse (72) als Regens des Hildesheimer Priesterseminars geprägt. Zum 1. Juli legte Bischof Norbert Trelle diese Aufgabe in jüngere Hände. Offiziell verabschiedet wird Kalesse mit einem Gottesdienst am 14. September um 10 Uhr in der Hildesheimer Seminarkirche.

Die schwierigste Frage vorneweg: Wie spricht man einen emeritierten Regens an? „Ich nenne mich dann einfach ‚Pfarrer im Ruhestand’“, sagt Dr. Walter Kalesse. Und das dürfte für viele Menschen tatsächlich auch fassbarer sein. Denn als Regens, als Leiter des Hildesheimer Priesterseminars, war der promovierte Theologe und Priester vor allem bistumsintern bekannt, als Mitorganisator des „Aschermittwoch der Künstler“ vielen Kunstschaffenden. Und doch hat Kalesse über fast 14 Jahre hinweg das Bistum deutlich mitgeprägt. Jene Priester, die in den letzten eineinhalb Jahrzehnten geweiht wurden, gingen auch durch seine Schule. Kalesse hat sie bei ihrem Werdegang vom Studenten zum Priester begleitet – vom ersten Orientierungsgespräch über die regelmäßigen Besuche an der theologischen Hochschule St. Georgen bei Frankfurt bis hin zur Ausbildung im Priesterseminar. Und selbst nach der Weihe ist der Regens noch für seine Jungpriester da und organisiert die Weiterbildung für Kapläne.

Vieles hat sich verändert, seit Dr. Walter Kalesse am 1. Oktober 1992 das Amt des Regens vom heutigen Weihbischof Hans-Georg Koitz übernahm: Die Studentenzahlen gingen von insgesamt 50 auf etwa 15 zurück. Außerdem werden die Biographien der angehenden Priester immer individueller. Viele haben schon einen ersten Beruf oder sogar ein Erststudium absolviert. Manchmal liegt eine ganze Generationen zwischen dem ältesten und jüngsten Priesteramtskandidaten. Darum war es dem scheidenden Regens immer sehr wichtig, sich mit den Regenten der Priesterseminare anderer Diözesen auszutauschen, um von deren Erfahrungen zu profitieren. Seinem Nachfolger als Regens, Dr. Christian Hennecke, will Kalesse nur einen Rat mit auf den Weg geben. „Er möge viel Zeit für das Gespräch mit den Priesteramtskandidaten haben, er möge im besten Sinne Zeit an sie verschwenden.“ Er selbst habe die langen Gespräch mit den ihm anvertrauten Männern immer als Bereicherung empfunden, erinnert sich Kalesse dankbar.

Auch als Ruhestandsgeistlicher wird Dr. Walter Kalesse dem Bistum noch nach Kräften dienen. Seit neun Jahren hilft er in der Seelsorgeeinheit Giesen/Ahrbergen aus und wird das auch weiterhin tun. Außerdem feiert er gelegentlich die Messe bei den Vinzentinerinnen. Und sonst? Konkrete Pläne für die nächsten Jahre hat der emeritierte Regens nicht. Doch so viel will er verraten. Die zahlreichen Kunstbände in seinem Bücherschrank wird er in Zukunft wohl häufiger zur Hand nehmen.

Dr. Walter Kalesse wurde am 21. März 1934 in Kattowitz geboren. Er flüchtete 1945 mit seinen Eltern in den Westen und machte 1954 das Abitur in Duderstadt. Ein Semester studierte er danach Theologie in St. Georgen bei Frankfurt, weitere sieben Jahre an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Nach der Priesterweihe im Oktober 1960 in Rom und dem Lizenziat 1961 wurde der Jungpriester Kaplan in Braunschweig und Wolfsburg. 1965 beurlaubte man ihn zum Weiterstudium in Bonn, wo er promovierte. 1974 kam Kalesse als Referent für theologische Erwachsenenbildung und geistlicher Rektor an das Niels-Stensen-Haus Worphausen. Danach war der Seelsorger Pfarrer in Wolfsburg und Referent im Bischöflichen Generalvikariat, bevor er an das Priesterseminar wechselte.