Ausländische Hirten für deutsche Herde

Das Bistum Hildesheim holt zusätzliche Priester aus Indien

Hildesheim (bph/kiz). Das Bistum Hildesheim geht ungewöhnliche Wege, um den Priestermangel zu mildern: Am 1. September wird ein Geistlicher aus Indien in der Diözese seinen Dienst aufnehmen, weitere sollen folgen.

Nach Angaben von Domkapitular Heinz-Günter Bongartz, Leiter der Hauptabteilung Personal/Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim, sollen im halbjährlichen Rhythmus jeweils ein Priester aus der Brüdergemeinschaft der Missionare des Heiligen Franz von Sales – Missionari Sancti Francisci Salesii (MSFS) – und einer aus dem Bistum Palai nach Hildesheim kommen. Im ersten Jahr ihres Aufenthaltes werden die indischen Priester unter Begleitung eines deutschen Seelsorgers in die pastoralen Grundlinien des Bistums eingeführt und erlernen die deutsche Sprache. Eignet sich der jeweilige Priester für einen Dienst im Bistum, soll er danach drei Jahre als so genannter Kooperator in einer größeren Pfarrei eingesetzt werden, also unter der Begleitung eines erfahrenen Pfarrers wirken und dann eine eigene Gemeinde erhalten. Nach zehn bis fünfzehn Jahren ist eine Rückkehr nach Indien vorgesehen. Das Bistum plant, insgesamt zehn bis zwölf indische Priester ins Bistum Hildesheim zu holen.

Vermittelt hat den Kontakt einer der Diakone des Bistums, der Arzt Dr. Joseph Theruvath in Gronau. Er stammt selbst aus Indien, wohnt aber seit langem an der Leine und wurde im April 2007 zum Diakon geweiht. Über ihn sowie eine ehrenamtlich tätige Frau mit Beziehungen zu dem fernen Land fand Bongartz den Kontakt zu den indischen Priestern.

Den Anfang macht Sabukuttan Frances MSFS, der am 1. September in Theruvaths Pfarrgemeinde St. Joseph nach Gronau kommt und dort von Pfarrer Dr. Christian Wirz begleitet wird. Vermutlich im Januar reist dann der nächste Inder nach Deutschland. Dieser wird voraussichtlich eine Aufgabe in Hannover übernehmen.

Domkapitular Heinz-Günter Bongartz sieht in dem Einsatz ausländischer Priester ein Stück Weltkirche. Wenn es an der einen Stelle einen Mangel und an der anderen einen Überschuss gebe, sei ein solcher Ausgleich richtig, so Bongartz. Es gebe Priesterberufungen in Asien und Afrika, die dort nicht vernünftig versorgt und eingesetzt werden können. Beispielsweise litten die Seminaristen in Nigeria Hunger. „Wir müssen uns fragen, wie können wir helfen und uns helfen lassen?“ Allerdings ist es nach Bongartz’ Aussagen nicht möglich, die Zahl der ausländischen Priester beliebig zu erhöhen. Sie müsse vielmehr in einem vernünftigen Verhältnis zu der Zahl der hiesigen Priester stehen.

Das Bistum Hildesheim hat Erfahrungen mit ausländischen Priestern. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen zahlreiche niederländische Geistliche ins Bistum. Bereits seit vielen Jahren besteht ein Vertrag mit dem polnischen Bistum Tarnow zur Entsendung von Priestern nach Hildesheim. Auch indische Priester haben schon zwischen Göttingen und Cuxhaven gearbeitet. Ende 2007 wirkten im Bistum Hildesheim 49 Priester aus dem Ausland, darunter 38 polnische Geistliche, drei Inder und ein Kongolese. Allerdings sind 16 dieser Priester nicht in der Gemeindeseelsorge tätig sondern betreuen die Katholiken ihrer jeweiligen Muttersprache.

Im Bistum Hildesheim arbeiten zur Zeit 265 aktive Priester. Vor zehn Jahren waren es noch 376. Die Zahl der Priesterweihen stagniert auf einem geringen Niveau. In den vergangenen zehn Jahren empfingen insgesamt 33 Männer die Priesterweihe, im Jahre 2008 nur einer.