Begegnung schafft Vertrauen

Ökumenischer Studientag des Bistums Hildesheim beschäftigte sich mit der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung

Hildesheim/Hannover (bph) Für ein besseres Miteinander mit den orthodoxen Kirchen warb der frühere Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer beim 22. Ökumenischen Studientag des Bistums am Donnerstagabend im Ökumenischen Gemeindezentrum Hannover-Mühlenberg. Außerdem müsse man stärker auf den Islam zugehen, so Homeyer vor mehr als 250 Teilnehmern aus katholischen, evangelischen und orthodoxen Gemeinden.

Es gibt wohl einen gemeinsamen europäischen Kulturraum, aber keine Liste europäischer Wertvorstellungen, zeigte sich Homeyer in seinem Eröffnungsreferat überzeugt. Die Grenzen dieses Kulturraums seien offen und in der Auseinandersetzung mit neuem Gedankengut „immer wieder neu zu erringen“, sagte Homeyer, der als „Europabischof“ lange Jahre die Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen (ComECE) geleitet hat. Daher sei die europäische Einigung ein Prozess, zu dem auch die Auseinandersetzung mit den orthodoxen Kirchen und mit dem Islam gehöre.

Dabei gibt es nach Homeyers Worten aber klare Spielregeln. So müssen die westeuropäischen Staaten akzeptieren, dass die orthodoxen Kirchen ganz selbstverständlich zur europäischen Geschichte gehören und einer weiteren Entfremdung der Kirchen entgegen wirken. Außerdem dürfe der Islam nicht als Feindbild, sondern müsse als Herausforderung betrachtet werden. Allerdings müssen alle europäischen Völker eine „Eintrittskarte“ nach Europa zahlen: Die Anerkenntnis ihrer eigenen Schuldgeschichte, wie der emeritieret Bischof es ausdrückte: den Holocaust, den Völkermord an den Armeniern, das Schlachten im ehemaligen Jugoslawien.

Bei der anschließenden Diskussion saß neben Homeyer Dr. Serafim Joanta, Metropolit der Rumänischen Orthodoxen Metropolie für Deutschland und Zentral- und Nordeuropa, auf dem Podium. Pastor Michael Riedel-Schneider von der Projektstelle EÖV3 im Kirchenamt der EKD vertrat die evangelische Position. Mehrfach wurden aus dem Publikum schnellere Fortschritte in der Ökumene angemahnt: gemeinsames Abendmahl und gemeinsame ökumenische Gottesdienste waren einige Stichworte. Da konnte der katholische Bischof nur zur Geduld mahnen: „Gott hat uns die Einheit noch nicht geschenkt“. Mit dieser Unvollkommenheit müsse man leben. Letztlich waren sich alle Diskussionsteilnehmer aber darüber einig, dass man nur durch Begegnung Vertrauen zwischen den Kirchen schaffen könne. Mit diesem Vertrauen könnten die Kirchen dann enger zusammen wachsen.

Dieser 22. Ökumenische Studientag wurde von der Diözesankommission zur Förderung der ökumenischen Arbeit im Bistum Hildesheim organisiert. Er stand unter dem Motto „Das Licht Christi scheint für alle“ im Zeichen der Dritten Europäischen Versammlung, die vom 4. bis 9. September im rumänischen Hermannstadt (Sibiu) stattfinden wird. Rund 2.100 Delegierte wollen sich dort mit der Erneuerung und Einheit Europas beschäftigen. Es ist die dritte Europäische Ökumenische Versammlung nach Basel (1989) und Graz (1997).