Beginn einer Tradition

Bischof Norbert Trelle unterschrieb die „Michaelis-Erklärung“

Hildesheim (bph) Es soll der Beginn einer Tradition sein. Am Sonntagmorgen hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in der evangelischen Michaeliskirche beim Ökumenischen Gottesdienst zur Feier des 1000. Geburtstages der Kirche gemeinsam mit Vertretern anderer Konfessionen und Michaelsgemeinden aus ganz Europa eine „Michaelis-Erklärung“ unterschrieben. Sie verpflichtet unter anderem die Hildesheimer Christen, jährlich zum Michaelistag einen ökumenischen Gottesdienst zu feiern.

Darüber hinaus verpflichtet die Erklärung die Unterzeichner, „für die Unversehrtheit des Lebens“ einzutreten und jede menschliche Anmaßung, das Leben den eigenen Interessen zu unterwerfen, zurück zu weisen. Die Würde des Menschen, das christliche Erbe in Europa, die religiöse Bildung und die Freiheit der Religionsausübung sollen geschützt werden. Damit wendet sich die Erklärung zugleich gegen alle Versuche, die Privatsphäre des Einzelnen anzutasten, die Religion aus der Öffentlichkeit abzudrängen und Misstrauen zwischen den Religionen der Völker, besonders zwischen dem Christentum und dem Islam in Europa zu säen.

Bei diesen Anstrengungen wissen sich die Michaelisgemeinden aller Konfessionen in einem ökumenischen Geist und im Gebet einander verbunden, so steht es in dem Dokument.

Diese „Michaelis-Erklärung“ bezieht sich auf den Erzengel Michael, den Patron Europas, der in allen christlichen Konfessionen als Gottesstreiter verehrt wird. Dadurch gilt er als Garant der Einheit. Auch die Michaeliskirche, die vor 1000 Jahren gebaut wurde, ist diesem Engel geweiht. Seit 500 Jahren feiern dort nicht nur evangelisch-lutherische sondern auch katholische Christen Gottesdienste unter dem gleichen Kirchendach. Damit gehe von dieser Kirche „ein starkes Signal der Einheit“ aus, heißt es in der Erklärung.

Die Unterzeichnung war einer der Höhepunkte des ökumenischen Gottesdienstes, der das „Europäische Michaelisfest“ vom 5. und 6. Juni abschloss. Delegationen aus verschiedenen Michaelis-Gemeinden in ganz Europa waren dafür nach Hildesheim gekommen, darunter aus Slagelse – Seeland und Fredericia in Dänemark, Johvi in Estland, Skellig Michael’s Island in Irland, Jekabpils in Lettland, Wien und Belgrad in Serbien. Auch Vertreter des Hamburger „Michel“ und der Michaelsbruderschaft reisten an. Aus Bonn kam Metropolit Augoustinos, Exarch von Zentraleuropa der griechisch-orthodoxen Christen.

Der heilige Bischof Bernward von Hildesheim ließ im Jahre 1010 den Grundstein zur Klosterkirche St. Michael legen, die er zu seiner Grablege bestimmte. 1022 wurde sie geweiht. Im gleichen Jahr starb Bernward und wurde auch dort begraben. Bei der Einführung der Reformation 1542 wurde St. Michaelis lutherische Pfarrkirche, die Krypta mit dem Grab Bernwards aber blieb den Katholiken und wird bis heute von ihnen genutzt. Im Jahre 1945 zerstörten Bomben die Kirche. Sie wurde danach wieder aufgebaut und in den letzten Jahren aufwändig saniert. Seit 1985 gehört St. Michaelis gemeinsam mit dem Dom zum Hildesheimer UNESCO-Weltkulturerbe. 2010 feiern die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, die Kirchengemeinde, der Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt und die Stadt Hildesheim das 1000-jährige Jubiläum der Kirche unter dem Motto „Gottes Engel weichen nie.“