Bischof em. Dr. Josef Homeyer ist tot!

Der 69. Bischof von Hildesheim verstarb heute im Alter von 80 Jahren

Hildesheim (bph) Dr. Dr. h.c. Josef Homeyer (80) ist tot! Der emeritierte 69. Bischof von Hildesheim verstarb heute Morgen im Hildesheimer Bernward-Krankenhaus unerwartet an den Folgen einer Operation.

Dr. Josef Homeyer wurde am 1. August 1929 in Harsewinkel im Kreis Gütersloh als Sohn eines Bauern geboren. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Münster und Innsbruck erhielt er am 11. Februar 1958 in Münster die Priesterweihe durch Bischof Michael Keller. Bereits 1955 war Homeyer mit einer Arbeit über „Entwicklung und Begriff der Soziologie“ zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.) promoviert worden. Seine Kaplansjahre verbrachte er von 1958 bis 1961 in Warendorf (St. Josef) und Mettingen (St. Agatha) und war danach Diözesanseelsorger für das Landvolk, schließlich von 1966 bis 1971 Schulreferent in Münster. Wegen seiner Verdienste wurde ihm schon 1971 der Titel „Päpstlicher Hausprälat“ verliehen.

1972 wurde Homeyer Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz und Geschäftsführer des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD). Bis 1975 wirkte er zudem als Sekretär der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. In diesen Ämtern beeinflusste er nicht nur kirchliche, sondern maßgeblich auch wichtige nationale und internationale Entwicklungen, unter anderem die Aussöhnung der polnischen mit der deutschen katholischen Kirche.

Am 25. August 1983 ernannte der damalige Papst Johannes Paul II. Dr. Josef Homeyer zum 69. Bischof von Hildesheim und am 13. November 1983 weihte ihn der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von Köln, Joseph Kardinal Höffner, im Hildesheimer Dom zum Bischof von Hildesheim. Mitkonsekratoren waren der Metropolit der Kirchenprovinz Paderborn – wozu das Bistum Hildesheim damals gehörte – Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt und Homeyers Amtsvorgänger Heinrich Maria Janssen. Mehr als zwei Jahrzehnte später verabschiedete das Bistum sein Oberhaupt am 20. August 2004 in den Ruhestand.

Wissenschaft, Spiritualität, Partnerschaft

Diözesansynode, Benediktinerinnenkloster Marienrode, Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH), Bolivienpartnerschaft, „Friedensgrund“ – das sind nur einige der Begriffe, die man mit der fast 21-jährigen Amtszeit des ehemaligen Hildesheimer Bischofs verbindet. Homeyer hat in diesen zwei Jahrzehnten zahlreiche Projekte und Initiativen angestoßen, die bis heute Bestand haben. Bald nach seiner Weihe am 13. November 1983 berief Homeyer zum Beispiel eine Diözesansynode ein, die wichtige Weichenstellungen für die Seelsorge des ausgehenden 20. Jahrhunderts stellte. Als wichtiges spirituelles Zentrum des Bistums etablierte er das Kloster Marienrode. Im Mai 1988 konnte Bischof Homeyer zehn Schwestern der Rheingauer Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard für den Umzug nach Marienrode gewinnen. Seit 1998 bilden die Schwestern ein selbstständiges Benediktinerinnen-Priorat und sind durch ihr Exerzitienhaus überregional bekannt geworden. Ebenso förderte er eine benediktinische „Cella“ in Hannover wie auch eine Gemeinschaft der „Kleinen Schwestern Jesu“ in einem schwierigen Wohnviertel in Hannover.

Homeyer lag die Jugendarbeit immer am Herzen. In seiner Amtszeit hat sich die Chrisammesse in der Karwoche zu einer Jugendmesse entwickelt, bei der sich junge Katholiken aus dem ganzen Bistum treffen und gemeinsam ihren Glauben feiern. Bistumsweite Ausstrahlung haben auch die „Jugendvespern“, zu denen der Diözesanjugendseelsorger alle zwei Monate in die Marienroder Klosterkirche einlädt. Mit dem „Friedensgrund“ wollte das geistliche Oberhaupt des Hildesheimer Bistums junge Menschen zusammen bringen und vor allem die Bindungen mit Osteuropa stärken: Seit 1990 machen sich jeden Sommer deutsche Jugendliche auf den Weg nach Osten, um dort mit Gleichaltrigen aus etwa zehn osteuropäischen Ländern gemeinsam zu leben, zu beten und zu arbeiten. Dieses internationale Zeltlager bringt regelmäßig mehr als 100 Jugendliche zusammen, darunter viele Orthodoxe. Viele Jahre ist Homeyer selbst mitgefahren.

Im Jahre 1988 wurde auf Homeyers Veranlassung das „Forschungsinstitut für Philosophie Hannover“ (FIPH) errichtet, das sich mit seiner interdisziplinären Ausrichtung im Grenzbereich zwischen Philosophie, Theologie und Soziologie einen guten Ruf erworben hat.

Wer auf die fast 21-jährige Amtszeit Homeyers zurück blickt, der muss auch die Partnerschaft mit Bolivien erwähnen. Seinem Einsatz ist es ganz wesentlich zu verdanken, dass sich diese Partnerschaft aus den kleinen Wurzeln Mitte der 80-er Jahre zu einem wichtigen Projekt des gesamten Bistums entwickelt hat. „Partnerschaft, nicht Patenschaft“ stellte der Bischof immer wieder klar. Die Kirche von Bolivien habe den Menschen im Bistum Hildesheim mindestens ebenso viel zu geben wie umgekehrt, sagte Homeyer oft.

In den letzten Jahren vor seiner Emeritierung musste der Bischof manch schmerzhafte Entscheidung treffen. Vor dem Hintergrund sinkender Priester- und Gläubigenzahlen sowie schwindender Finanzmittel unterzeichnete Dr. Josef Homeyer am 15. Dezember 2003 eine „kurz- und mittelfristige Strukturplanung für die Diözese Hildesheim“, die unter anderem das Zusammenlegen von Pfarrgemeinden und die Konzentration von Verwaltungsstrukturen vorsieht. Diese „Eckpunkte 2020“ gelten bis heute als Richtschnur, um das Bistum zukunftsfähig zu machen.

Markanter Meilenstein seines überdiözesanen Wirkens im Bereich Gesellschafts- und Sozialpolitik war das 1997 erschienene gemeinsame Sozialwort der katholischen und evangelischen Kirche „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“, das wesentlich im Hildesheimer Bischofshaus entstanden ist. Seine Fortsetzung und Ergänzung fand dieses Sozialwort in dem viel beachteten und diskutierten Impulspapier „Das Soziale neu denken“, das ebenfalls unter Homeyers Federführung verfasst und im Dezember 2003 vorgestellt wurde.

In Deutschland und Europa hoch geachtet

Homeyer war ab 1989 Mitglied und von 1993 bis 2006 Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der EU (ComECE) und Mitglied im Präsidium des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), außerdem von 1995 bis 2004 Mitglied der Kontaktgruppe der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz leitete er seit 1986 bis zu seiner Emeritierung 2004 als Vorsitzender die „Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen“ (K VI), der er seit 1983 angehört hatte, und war von 1984 bis 2004 Mitglied in der „Kommission Weltkirche“ (K X), von 1983 bis 2004 Mitglied des evangelisch-katholischen Kontaktgesprächskreises in der Bundesrepublik Deutschland und von 1986 bis 2004 Mitglied der Gemeinsamen Konferenz der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

International und vor allem in Osteuropa war Dr. Josef Homeyer hoch geachtet. Davon zeugt nicht zuletzt die Auszeichnung mit dem „Offizierkreuz des Polnischen Verdienstordens“ am 26. März 2002 und die Verleihung des Ordens des Heiligen Sava durch die Serbisch-Orthodoxe Kirche am 1. Juni 2004. Der Fachbereich Erziehungswissenschaften der Universität Hannover trug ihm am 27. November 2002 die Ehrendoktorwürde an. Am 30. September 2004 wurde Homeyer die Niedersächsische Landesmedaille und am 6. November 2005 der Edith-Stein-Preis Göttingen verliehen. Seine Bischofsstadt Hildesheim machte ihren 69. Bischof am 27. Juni 2005 zum Ehrenbürger.

Der Stadt an der Innerste war Dr. Josef Homeyer seit seiner Bischofsweihe eng verbunden. Auch die letzten Lebensjahre verbrachte der Emeritus lesend und schreibend am Hildesheimer Domhof. Oft und gerne reiste Homeyer nach Osteuropa und setzte sich dort für die Aussöhnung der Völker und Religionen ein. In Deutschland war der emeritierte Bischof bis zuletzt ein gefragter Redner und geschätzt als wacher Beobachter und scharfer Analytiker des Zeitgeschehens.