Blick über den Tellerrand geworfen

Bischof em. Dr. Josef Homeyer zieht eine positive Bilanz der „Würzburger Synode“

Hildesheim (bph) Eine überwiegend positive Bilanz der „Würzburger Synode“, die vor rund 30 Jahren zu Ende ging, hat der emeritierte Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer gezogen. Diese Synode habe die Einstellung und Mentalität der katholischen Kirche in Deutschland nachhaltig verändert, sagte er am Donnerstagabend in der Dombibliothek bei einem Vortrag vor dem „Verein für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim“.

Die so genannte „Würzburger Synode“ fand unter dem offiziellen Namen „Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland“ von 1971 bis 1975 in Würzburg statt. Sie sollte die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils für Deutschland umsetzen. Delegierte aus allen westdeutschen Diözesen nahmen an dieser Synode teil. Auch Bischof em. Dr. Josef Homeyer war als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz mit dabei. Unter den Zuhörern in der Dombibliothek waren mit Prof. Dr. Gottfried Leder und Propst Prof. Dr. Joop Bergsma sogar zwei ehemalige Hildesheimer Delegierte vertreten.

Unmerklich hätten die 18 Beschlüsse und 250 Empfehlungen der Synode über die Jahrzehnte hinweg den deutschen Katholizismus geprägt, ist sich Homeyer sicher. Vor allem in drei großen Bereichen hätte sich die Synode ausgewirkt: Die katholische Kirche Deutschlands habe ihr Verständnis vom Gottesdienst überdacht, sei sich ihrer Rolle in der Gesellschaft bewusst geworden und verstehe sich heute als ein Teil der gesamten Weltkirche. „Der Blick über den Tellerrand ist heute selbstverständlich“ bilanzierte Zeitzeuge Homeyer mit Befriedigung, „das war aber vor 30 Jahren keineswegs so.“ Dass zum Beispiel die Ökumene in Deutschland an der Basis so gute Fortschritte gemacht hat, die soziale diakonische Arbeit einen großen Stellenwert hat und Ordensniederlassungen in den Diözesen als Bereicherung empfunden werden, ist nach Homeyers Eindruck nicht zuletzt dieser Synode zu verdanken.

Der Bischof verhehlte jedoch nicht, dass es auch Enttäuschungen gab. So fanden die Beschlüsse in vielen Diözesen nur schwer Eingang. „Viele Bistümer waren seelsorglich voll in Fahrt“, so Homeyer, „die hatten nicht auf die Synode gewartet.“ Außerdem hätten sich viele Beobachter gewünscht, dass die Ergebnisse der Synode stärkeren Eingang in die Überarbeitung des Kirchlichen Gesetzbuches in den 80er Jahren gefunden hätten. Dennoch, so das Fazit des Synodenteilnehmers Homeyer: Die Ergebnisse der Würzburger Synode sind vielen Katholiken heute so selbstverständlich geworden, dass sie kaum noch mit diesem kirchengeschichtlichen Ereignis in Verbindung gebracht werden.