Christliche Positionen durchdenken

Prof. Dr. Jürgen Manemann hielt Antrittsvorlesung als FIPH-Direktor

Hildesheim/Hannover (bph) Nun ist der neue Direktor des „Forschunginstitut für Philosophie Hannover“ (FIPH) des Bistums Hildesheim auch offiziell in sein Amt eingeführt. Am Dienstag hielt Prof. Dr. Jürgen Manemann (46) im Leibnizhaus Hannover vor zahlreichen Gästen seine Antrittsvorlesung über „Philosophie und Politik heute“.

Das FIPH sei zwar Luxus, aber ein wesentlicher, sagte Prof. Dr. Ulrich Hemel, Vorsitzender des FIPH-Stiftungsvorstandes, bei seiner Grußrede vor der Antrittsvorlesung Manemanns. Aufgabe des FIPH ist in seinen Augen, „christliche Positionen vor dem Horizont der Gegenwart zu durchdenken“. Manemann habe sich aus rund 30 Bewerbern als der Beste für diese Aufgabe erwiesen. Zwei konkrete Projekte gab Hemel dem neuen Direktor mit auf den künftigen Forschungsweg: Er möge die Möglichkeiten und Grenzen globaler Solidarität durchdenken, auch vor dem Hintergrund eigenen und fremden Leides. Außerdem stelle sich zunehmend die Frage: „Was ist der Mensch?“ – nicht nur am Anfang und Ende, sondern auch in der Mitte des Lebens.

„Lieb und teuer“ ist das FIPH auch dem Bischof von Hildesheim. „Wir sind froh, dass wir Sie haben!“ Mit diesen Worten begrüßte Bischof Norbert Trelle seinen neuen Direktor und bat ihn, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie „im Lichte des Evangeliums zu beleuchten.“ Gerade vor dem Hintergrund eines immer aggressiver auftretenden Atheismus sei es wichtig, dass das FIPH eine Brückenfunktion übernehme und die Kirche einbinde in den gesellschaftlichen Diskurs. In welche Richtung die gesellschaftliche Diskussion sich entwickeln könne, deutete Manemann dann selbst in seiner Antrittsvorlesung an. Die Welt erlebe zurzeit eine Rückkehrt des Politischen, beobachtet der neue FIPH-Direktor. Dadurch stelle sich die Frage, wie in modernen demokratischen Gesellschaften einzelne Gruppen repräsentiert werden könnten, vor allem auch jene, die keine Macht und kaum Rechte haben, wie zum Beispiel Flüchtlinge.

Manemann leitet das FIPH bereits seit Oktober. Er folgte Prof. Dr. Gerhard Kruip, der auf den Lehrstuhl für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz wechselte.

Prof. Dr. Jürgen Manemann wurde in Lingen/Ems geboren und hat in Münster Katholische Theologie studiert. Unter dem bekannten Fundamentaltheologen Prof. Dr. Johann Baptist Metz schrieb er eine Doktorarbeit über den Nationalsozialismus und wurde Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Münster. Im Jahre 2000 habilitierte sich Manemann in Münster im Fach Fundamentaltheologie und lehrte dort bis 2004. Nebenbei unterrichtete er Religion am Gymnasium in Lüdinghausen. 2004 übernahm der Theologe die Professur für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Manemann war zu verschiedenen Forschungsaufenthalten in den USA und hielt zahlreiche Gastvorlesungen im In- und Ausland. Jürgen Manemann ist verheiratet und hat ein Kind.

Die Stiftung Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH) wurde am 8. September 1988 durch den damaligen Bischof von Hildesheim, Dr. Josef Homeyer, errichtet, das Forschungsinstitut selbst am 23. September 1988 eröffnet. Im selben Jahr hat das Niedersächsische Kultusministerium das FIPH als gemeinnützige Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts staatlich anerkannt. Prof. Dr. Ulrich Hemel, Professor für Religionspädagogik an der Universität Regensburg, ist Vorsitzender des Stiftungsvorstands.

Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover hat sich zum Ziel gesetzt, auf der Grundlage christlicher und katholischer Positionen zentrale Probleme der Welt zu bearbeiten. Ethischer Maßstab ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Die Mitarbeiter und Gastwissenschaftler, die in ihren Projekten über philosophische Grundfragen arbeiten, stellen sich in verschiedenen Veranstaltungen auch dem öffentlichen Diskurs. Dabei kooperieren sie mit Kollegen im In- und Ausland sowie mit Institutionen aus Wissenschaft, Politik, Erwachsenenbildung und Kirche.

Das FIPH im Internet

Ein Interview mit Prof. Dr. Jürgen Manemann