Da sein für die Menschen

Im Bistum Hildesheim werden 2005 drei Neupriester geweiht

Hildesheim (bph) Drei Männer weiht Diözesanadministrator und Weihbischof Hans-Georg Koitz am Pfingstsamstag, 14. Mai, um 10 Uhr im Hildesheimer Dom zu Priestern. Am Freitag, 13. Mai, ist jedermann um 20 Uhr zu einer Eucharistischen Anbetungsstunde mit den Weihekandidaten in der Seminarkirche eingeladen.

Drei unterschiedliche Nährböden – und doch haben sie Priesterberufungen wachsen lassen: Aus dem tief katholischen Polen, aus dem Hildesheimer Stift und aus dem evangelisch geprägten Hannover kommen jene drei Männer, die am Pfingstsamstag durch ihre Weihe in die Reihe der Priester des Bistum Hildesheim aufgenommen werden.

Eine wissenschaftliche Laufbahn hat Dr. Franz-Josef Bormann (40) eingeschlagen. Aufgewachsen im Stift Hildesheim machte er sein Abitur 1984 am Bischöflichen Gymnasium Josephinum in Hildesheim. Das Theologiestudium führte ihn nach Frankfurt (Sankt Georgen), München und an die Päpstliche Universität Gregoriana in Rom. Bis 1995 absolvierte er ein Aufbaustudium an der Hochschule für Philosophie, München und wieder in Frankfurt (Sankt Georgen). Für drei Jahre zog es den Theologen danach als Assistent an die Kieler Universität. Nach seiner Promotion 1998 wechselte er als Wissenschaftlicher Assistent an die theologische Fakultät der Universität Freiburg, wo er sich vornehmlich mit Moraltheologie beschäftigte. Unterbrochen von einem Forschungsaufenthalt an der Harvard University arbeitet Bormann seitdem an einem Habilitationsprojekt, das im Mai 2005 abgeschlossen sein soll. Nach der Priesterweihe wird Dr. Franz-Josef Bormann daher wieder an die Universität Freiburg zurück kehren und dort den Titel eines "Privatdozenten" erwerben.

Was kommt danach? Eine wissenschaftliche Tätigkeit wäre schön, meint der weitgereiste und –studierte Theologe. Ein Leben in der Seelsorge könne er sich aber ebenfalls vorstellen.

Aufgewachsen ist Jens Ollmetzer (36) zwar in der Gemeinde Hannover-Ahlem (Maria Trost), hat seit 1992 aber viele Jahre in Hannover-Roderbruch gewohnt und sich dort stark engagiert: Ministranten-Gruppenleiter, Mitglied und Vorstand im Pfarrgemeinderat, Kommunionhelfer beim Gottesdienst – eine typisch katholische Karriere. Und doch war Ollmetzers Weg zum Priestertum keineswegs gerade. Der junge Katholik hat nach dem Abitur an der St.-Ursula-Schule Hannover (1989) zunächst Theologie an der Frankfurter Jesuitenhochschule St. Georgen studiert, dann aber nach einem Jahr seinen Zivildienst im Kinderheim Röderhof bei Hildesheim nachgeholt und sich danach an der Universität Hannover für das Fach Erziehungswissenschaften, Schwerpunkt Sonderpädagogik, eingeschrieben. 1998 schloss er dort mit dem Titel eines Diplom-Pädagogen ab. Doch in die Schule zog es ihn nicht. So nahm er den theologischen Faden in Frankfurt wieder auf und studierte unter anderem zwei Semester in Rom. Seit seinem Examen im Oktober 2003 darf sich Jens Ollmetzer Diplom-Theologe nennen.

Ollmetzer wurde im März 2004 zum Diakon geweiht. Aus seinem anschließenden Diakonatsjahr in Göttingen-Grone (St. Heinrich und Kunigunde) bringt der Hannoveraner die Erinnerung an viele wertvolle Begegnungen mit. In Göttingen selbst hat er Großstadt-Seelsorge kennen gelernt und in der ländlich geprägten Filialgemeinde Adelebsen und Dransfeld eine Welt, in der jeder jeden kennt. Besonders interessant fand Ollmetzer, die Vorbereitungen zur Fusion von Pfarrgemeinden hautnah miterleben zu können.

In einer Welt, die noch tief katholisch geprägt ist – dort liegt die Heimat von Robert Marcin Solis. Der 28-Jährige kommt aus dem ostpolnischen Belzyce, das zum Erzbistum Lublin gehört. In seiner Heimatgemeinde ist er einen "typisch polnischen Weg" gegangen, war Messdiener und in der Gemeindearbeit engagiert. Schon vor dem Studium stand seine Entscheidung fest, Priester zu werden. In Lublin hat Solis schließlich Theologie studiert und wurde dort 2001 zum Diakon geweiht. Danach hatte der jung Geweihte die Möglichkeit nach Deutschland zu kommen und stürzte sich sofort ins Studium der deutschen Sprache. Lohn des Fleißes ist ein ausgezeichnetes Deutsch, das er bei einem Praktikum in der St. Clemens-Gemeinde von Münster-Hiltrup einübte und während des Diakonatsjahres in Braunschweig-Querum und Wendhausen in der Seelsorge ausbauen konnte.

An der katholischen Kirche in Deutschland schätzt der Pole vor allem den Einsatz der Gemeindemitglieder. "Bei uns in Polen sind die Gläubigen noch sehr auf den Priester fixiert" sagt er im Rückblick. Arbeiten würde Robert Marcin Solis als Priester gerne in einer Großstadt. "Dort fühle ich mich am wohlsten", lacht der angehende Priester.

Als Priester werden Bormann, Ollmetzer und Solis sich unter anderem zu Gehorsam und Ehelosigkeit bekennen. Ungewöhnlich nach den Maßstäben der Welt. Als "letzte Mohikaner" (Ollmetzer) einer aussterbenden Art sehen sie sich dennoch nicht. Ganz im Gegenteil. In den letzten Jahren habe sich das Klima geändert, seien die Menschen wieder mehr auf der Suche nach Spiritualität, hat der Großstädter Jens Ollmetzer beobachtet. Der junge Pole Solis möchte vor allem "einfach da sein" für die Menschen. Dort, an der Basis, sei der eigentliche Platz eines Priesters. Ähnlich sieht das Dr. Franz-Josef Bormann. Die Priesterweihe betrachtet er nicht als Einschränkung seines Lebens. Im Gegenteil: "So kann ich mein Leben dem widmen, was ich für entscheidend halte."