Das Göttliche sichtbar machen

Ausstellung "Divina Officia" wurde in der Herzog August Bibliothek eröffnet.

Hildesheim/Wolfenbüttel (bph) In Anwesenheit des Hildesheimer Diözesanadministrators Weihbischof Hans-Georg Koitz ist am Sonntagnachmittag in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel die Ausstellung "Divina Officia. Liturgie und Frömmigkeit im Mittelalter" eröffnet worden. Das Hildesheimer Dom-Museum beteiligt sich mit acht wertvollen Exponaten an dieser ungewöhnlichen Ausstellung.

Zum ersten Mal überhaupt werden das berühmte "Evangeliar Heinrichs des Löwen" und das Hildesheimer "Bernward-Evangeliar" gemeinsam gezeigt. Dies erfülle ihn "mit nicht geringem Stolz" bekannte Weihbischof Koitz in seinem Grußwort und bat die beiden Direktoren Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel) und Dr. Michael Brandt (Dom-Museum Hildesheim), ihre Kooperation auch über die aktuelle Ausstellung hinaus fortzusetzen.

Die Auseinandersetzung mit Liturgie ist nach Ansicht von Koitz ein aktuelles Thema. Das starke Interesse selbst kirchenferner Menschen an liturgischen Räumen, an sakraler Musik oder mittelalterlicher Kunst dokumentiere die Defizite der modernen Gesellschaft, in der oft "eine diffuse Sehnsucht nach Ritus, nach mystischen Erfahrungen, nach Transzendenz" fassbar werde, hat der Diözesanadministrator beobachtet. Die Pracht vieler der ausgestellten Handschriften sei denn auch nicht vordergründiger Ersatz unverstandener Glaubensinhalte, sondern mache durch ihre Schönheit das Göttliche sichtbar.

Rund 40.000 liturgische Handschriften müsse es im Mittelalter im Raum Südostniedersachsen gegeben haben, vermutete der Benediktiner Prof. Dr. Pater Angelus Häussling OSB vom Abt-Herwegen-Institut in Maria Laach in seinem Referat "Divina Officia. Liturgische Bücher gestern und heute". Was in Wolfenbüttel zu sehen sei, habe schon damals Seltenheitswert gehabt. Der einfache Kleriker des Mittelalters musste für den täglichen Bedarf auf einfachste Dokumente zurück greifen oder wusste vieles auswendig.

Niedersachsen ist ein handschriftenreiches Land. Das meinte auch Dr. Dominik von König, Generalsekretär der Stiftung Niedersachsen, die das Ausstellungsprojekt großzügig unterstützte. Besonders freue er sich über die Zusammenarbeit der Herzog-August-Bibliothek und des Hildesheimer Dom-Museums, bekannte König. Es sei immer Politik der Stiftung Niedersachsen gewesen, der kulturellen Zersplitterung entgegenzuwirken und Aktivitäten zu bündeln. "Machen Sie weiter so", meinte auch er an die Adresse der Direktoren.

Die Ausstellung "Divina Officia" zeigt bis zum 31. Juli 2005 insgesamt 99 Exponate, von denen 60 ständig zu sehen sind. Die meisten Ausstellungsstücke sind Handschriften, darunter das Evangeliar Heinrichs des Löwen und aus dem Hildesheimer Dom-Museum das so genannte "Kostbare Evangeliar Bischof Bernwards" (Bernward-Evangeliar). Beide zählen zu den herausragenden Glanzstücken ihrer Zeit, die in der Ausstellung durch zeitgenössische Kunstwerke ergänzt werden.

Weitere Leihgaben zur Ausstellung kommen vom Stadtmuseum Hildesheim, dem Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel und dem Künstler Prof. Gerd Winner.

Information:
Divina Officia. Liturgie und Frömmigkeit im Mittelalter
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Ausstellung in der Augusteerhalle, Schatzkammer, Kabinett
28. November 2004 bis 31. Juli 2005
(die Ausstellung wechselt am 5. März 2005,
das Evangeliar Heinrichs des Löwen ist bis zum 6. Januar zu sehen,
das Bernward-Evangeliar etwa drei Monate)

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr
Lessingplatz 1, 38304 Wolfenbüttel
Tel.: (05331) 808-214 (Sa. und So. 808-112)
E-Mail: info(ät)hab.de
Internet: www.hab.de

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog:
"Divina Officia. Liturgie und Frömmigkeit im Mittelalter"
Bearbeitet von Patrizia Carmassi
2004, 384 Seiten, 200 Abb., 20 Euro (Broschur), 39 Euro (Hardcover)