Das intelligente Kirchendach

Neuer Bistums-Baumeister plant EDV-gestützte Gebäudeverwaltung

Hildesheim (bph) Gut 100 Tage ist er nun im Amt: Norbert Kesseler (42), der neue Leiter der Bauabteilung/Kirchliche Denkmalpflege im Bistum Hildesheim. Nachdem er sich einen Überblick über Kirchen und Pfarrhäuser verschafft hat, baut der Architekt jetzt an einer modernen Gebäudeverwaltung.

Man stelle sich vor: Ein Computerprogramm trotze Wind, Wetter und der Zeit. Es verrate, wann ein Kirchendach am preisgünstigsten neu einzudecken sei und wann die Heizung eines Pfarrheimes ausgetauscht werden sollte. "Intelligentes Gebäudemanagement" nennt das Norbert Kesseler, und erklärt: Längst kennen Architekten die durchschnittliche Haltbarkeit verschiedener Materialien. Kennt man die genauen Daten eines Gebäudes, lässt sich der beste Zeitpunkt für Instandhaltungsinvestitionen errechnen – bevor ein Bauteil kaputt geht und es richtig teuer wird. "Es ist besser, nachhaltig zu investieren, als nur Löcher zu stopfen", bringt es der gelernte Architekt Kesseler auf den Punkt. Das würde unter anderem auch ein sinnvolles Energiecontrolling ermöglichen – und nicht zuletzt die Budgetplanungen von Gemeinde und Bistum erleichtern.

In fünf bis zehn Jahren könnten theoretisch alle rund 2.000 Gebäude des Bistums Hildesheim erfasst und auf eine computerunterstützte Verwaltung umgestellt sein, schätzt Kesseler, nachdem er sich seit seinem Dienstantritt am 1. Mai einen groben Überblick über den Gebäudebestand verschafft hat. Das wäre dann eine weitgehende Abkehr vom gegenwärtigen Prinzip, welches lautet: Wo Schäden anfallen, wird repariert. Besser sei aber zu agieren, statt zu reagieren, glaubt Kesseler.

Für dieses ehrgeizige Ziel ist der Baumeister gut gerüstet: Nach dem Architektur-Examen 1990 an der Universität Dortmund arbeitete er bei dem Unternehmen Hochtief, zuletzt als Projektleiter. In diesen Jahren hat er viele Facetten des "Bauens im Bestand" kennen gelernt, zum Beispiel bei Umbauten in der ehemaligen Berliner Stalinallee. "Schon zu Beginn meines Studiums war mir klar, dass die Zeit der Starbauten vorbei ist", erzählt Kesseler. Das Umbauen und Optimieren von bestehenden Gebäuden ist für ihn "nichts, wofür man sich schämen müsste." Im Bistum Hildesheim wird er tatsächlich keine Kirchen mehr bauen. Durch seinen Schwiegervater, ebenfalls Architekt, kam er jedenfalls schon früh in Berührung mit dem Thema Kirchensanierung. "Für mich geht von solchen Gebäuden eine große Faszination aus", bekennt Kesseler.

Norbert Kesseler stammt aus Dortmund, ist mit einer Architektin verheiratet und hat vier Kinder. Da er jahrelang auf wechselnden Baustellen fern der Familie gearbeitet hat, genießt er jetzt, mehr Zeit für Frau und Kinder zu haben. Als Ausgleich für die berufliche Instandhaltung kirchlicher Gebäude arbeitet er in seiner Freizeit gerne an seiner ganz privaten Instandhaltung: Der begeisterte Jogger läuft regelmäßig mindestens zehn bis 20 Kilometer!