Das Kind hat laufen gelernt

Bistum Hildesheim feierte 20jährige Bolivienpartnerschaft mit Festgottesdienst und Konzert

Hildesheim (bph) Die Partnerschaft des Bistums Hildesheim mit Bolivien zieht weite Kreise, und das seit 20 Jahren. Mit einem Festgottesdienst und Konzert feierten das Bistum und rund 400 Gäste am Samstag auf dem Domhof den runden Geburtstag. Dabei begeisterten sie auch den Hildesheimer 1. Bürgermeister Henning Blum. Der will prüfen, ob Hildesheim eine Partnerschaft mit einer bolivianischen Stadt schließen könnte.

Am Anfang stand eine spontane Idee: 1986 traf der damalige Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer in seiner Bischofsstadt die bolivianischen Erzbischöfe Julio Terrazas und Edmundo Abastoflor. Übereinstimmende Quellen sprechen davon, dass damals für alle Beteiligten überraschend plötzlich die Idee einer Partnerschaft im Raum stand, die dann im Gottesdienst verkündet und im Jahre 1987 offiziell besiegelt wurde. „Auf diesem Spontanen ruhte der Heilige Geist“, sagte Homeyers Nachfolger Bischof Norbert Trelle am Samstag, fast auf den Tag genau 20 Jahre später, „das Kind, dem die Gründungsväter einst Leben einhauchten, lebt und hat Laufen gelernt.“

Und wie! Das konnte jeder beim Bolivienfest sehen, das wegen des Regens kurzfristig in das Bischöfliche Gymnasium Josephinum verlegt wurde. Zahlreiche Pfarrgemeinden stellten dort ihre Projekte mit bolivianischen Partnern vor. Stellwände mit Bildern zeugten von wechselseitigen Besuchen, aber auch von der Schönheit dieses südamerikanischen Landes. Dass Bolivien neben seinen Schätzen auch zahlreiche Probleme hat, wurde dabei gar nicht verschwiegen. Die Entschuldung des Landes war ebenso Thema eines Workshops wie Gespräche zur aktuellen politischen Lage. Darüber hinaus kam der Spaß aber nicht zu kurz, für den bolivianische Gäste mit Tanzeinlagen sorgten. Darunter waren übrigens auch einige deutsch-bolivianische Paare, die die Sache mit der „Partnerschaft“ in den letzten zwei Jahrzehnten wörtlich genommen haben. Für den guten Geschmack sorgte das „Café Bolivia“, das den Partnerschaftskaffee „Bolivia“ ausschenkte. Diese Bohnen werden fair gehandelt und garantieren den bolivianischen Produzenten ein gutes Auskommen.

Bolivianische Lebensfreude nahm den Hildesheimer Dom am Abend dann im Sturm! Das bolivianische Jugendorchesters „Coro y Orquesta Misional de San Xavier“ gab in den ehrwürdigen Mauern sein Eröffnungskonzert einer Konzertreise durch Niedersachsen und Bremen mit bolivianischen Barockwerken. Einige Stücke spielten sie gemeinsam mit Schülern des Ursula-Gymnasiums Hannover. Das Konzert endete mit Volksweisen aus dem bolivianischen Tiefland, bei dem schließlich auch die Zuhörer zum Tanzen kamen. Als die jungen Sängerinnen in den Mittelgang des Doms kamen und zum Mitmachen aufforderten, durften auch die Geistlichen nicht widerstehen. Selbst Kardinal Julio Terrazas und die Bischöfe Homeyer und Trelle schwangen im vollen Ornat vorsichtig das Tanzbein.

Möglicherweise werden künftig auch auf kommunaler Ebene Beziehungen zwischen Hildesheim und Bolivien geknüpft. 1. Bürgermeister Henning Blum kündigte vor dem Konzert in einem Grußwort an, über eine Städtepartnerschaft nachdenken zu wollen. Dabei nannte er bereits den Namen der Stadt Sucre, die im Süden Boliviens liegt und Hauptstadt des „Departamento Chuquisaca“ ist.