Das Kreuz der Häftlinge wiegt auch heute noch schwer

Sühnegang am ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen mit starker Beteiligung

Hildesheim (bph) Als Zeichen für eine bessere, gewaltfreie Zukunft hat der Hildesheimer Weihbischof Hans-Georg Koitz am Sonntagmittag die Sühnewallfahrt in Bergen-Belsen bezeichnet. Auch sechs Jahrzehnte nach der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslager sei die Erinnerung an die Leiden der Häftlinge noch immer aktuell.

Von einem dreifachen Kreuz sprach der Weihbischof beim Gottesdienst in der katholischen Sühnekirche von Bergen, der vom Kirchenchor der Gemeinde Hannover-Bothfeld begleitet wurde: Dem Kreuz der Ohnmacht, unter dem die Häftlinge damals litten. Auch heute noch sei der Mensch vielfach "bedrückend ohnmächtig gegen Gewalt und Krankheit", so Koitz. Das Kreuz der Schuld trage jener, der Schuld verdränge, statt sie aufzuarbeiten und um Vergebung zu bitten. Am intensivsten habe Christus die Vergebung vorgelebt, sagte Koitz in seiner Predigt.

Schließlich bedeute auch die Liebe ein Kreuz für den Liebenden. Denn "wer jemanden leiden mag, der leidet auch an ihm und mit ihm." Wer dem Leiden ausweichen wolle, müsse der Liebe ausweichen, so der Weihbischof.

Nach dem Gottesdienst trafen sich zahlreiche Besucher am Sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof, um den Weihbischof und den Bergener Pfarrer Albrecht Przyrembel auf dem Sühnegang zum Kreuz auf dem ehemaligen KZ-Gelände zu begleiten.

Mit rund 250 Teilnehmern war der diesjährige Sühnegang sehr gut besucht. Erstmals hatten rund 80 Jugendliche aus Hannover den Tag in Bergen-Belsen verbracht. Die jungen Männer und Frauen, meist Firmlinge aus katholischen Gemeinden Hannovers, waren auf dem KZ-Gelände auf "Spurensuche" gegangen, bevor sie sich dem Sühnegang anschlossen.