"Dem Bischof abgetrotzt"

Neues "Premiumjahr" am Hildesheimer Zeitstrahl erinnert an die Inkraftsetzung der Stadtrechte

Hildesheim (bph). Ein weiteres "Premiumjahr" der Hildesheimer Geschichte hat prominente Paten gefunden. Im Jahr 1300 wurden die Stadtrechte der Domstadt in Kraft gesetzt, der Rat der Stadt konnte daraufhin weitgehend unabhängig vom Bischof für das Wohl der Bürger sorgen. Nicht lange überlegen mussten daher drei Hildesheimer Oberbürgermeister, als es um die Unterstützung dieser Spendenaktion zugunsten der Domsanierung geht. Heiko Klinge, Gerold Klemke und Kurt Machens sind nunmehr Paten dieses Jahres auf dem Zeitstrahl im Kreuzgang, der an die 1.200jährige Geschichte von Stadt und Bistum erinnert.

 

Am Montagnachmittag haben die Jahrespaten die Plakette in Augenschein und vom emeritierten Weihbischof Hans-Georg Koitz als zuständigem Domdechanten die Urkunden in Empfang genommen.

So einvernehmlich ging es in der Geschichte allerdings nicht immer zu: "Die Stadtrechte haben die Hildesheimer Bürger dem Bischof abgetrotzt", erinnert der heutige Hildesheimer Oberbürgermeister Kurt Machens an die Zeit um 1300. Das Stadt und Bistum heute gut zusammenarbeiten, machte der Weihbischof bei einem anschließenden Rundgang über die Großbaustelle deutlich, als er Machens und seinen Amtsvorgängern die Baumaßnahmen näher erläutert.

Um die lange Geschichte des Bistums zu illustrieren und zugleich Unterstützer für die Domsanierung zu gewinnen, hat das Domkapitel als Bauherr gemeinsam mit dem Dombauverein Anfang 2010 das Projekt "1200 Jahre suchen Paten" aus der Taufe gehoben: Entlang des Kreuzgangs hinter der Domapsis – vom Eingang bis zur gegenüberliegenden Seite – zieht sich seitdem ein Metallband als "Zeitstrahl" entlang, das 1.200 Jahre symbolisiert, untergliedert in Einzeljahre, Jahrzehnte und sogenannte Premiumjahre. 180 Euro kostet die Patenschaft über ein Einzeljahr. Eine kleine Kupferplakette auf dem Zeitstrahl trägt den Wunschnamen des Paten. Zusätzlich sind für 750 Euro ganze Jahrzehnte mit einer größeren Plakette zu erwerben. Wer ein Jahrzehnt exklusiv ohne zusätzliche Einzeljahr-Patenschaften erstehen möchte, zahlt dafür 2.500 Euro. Für die doppelte Summe ist die Premium-Patenschaft über ein Jahr zu bekommen. Sie beinhaltet eine Namensgravur auf einer gehämmerten Kupferplatte mit stilisierter Rose.

"Anfangs war ich skeptisch, was die Idee des Zeitstrahls angeht", gesteht Koitz. Daher freut der Weihbischof sich umso mehr über die große Resonanz. Über 160 Jahre sind bereits vergeben, erklärt Dr. Ralf Tappe, Geschäftsführer des Dombauvereins. Das 20. Jahrhundert ist dabei fast komplett vergeben. Das Interesse ist jedoch nicht nur auf Hildesheim beschränkt: "Wir haben Paten aus ganz Europa", so Tappe. Und Unterstützung kommt sogar aus Japan: "Die Frau hat hier studiert und bei einem Besuch spontan eine Patenschaft übernommen", sagt der Geschäftsführer des Dombauvereins.