Den Lebensstil ändern

Prof. em. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ sprach beim Neujahrsempfang des Diözesanrats

Hildesheim (bph) Weniger Macht für das Kapital und dafür mehr Macht den Institutionen der gesellschaftlichen Solidarität fordert der Sozialethiker Prof. em. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ. Vor allem aber müsse unsere Gesellschaft den Blick für den „ökologischen Fußabdruck“ unseres Lebensstils schärfen, sagte der Jesuit beim Neujahrsempfang des Hildesheimer Diözesanrats der Katholiken am Samstagmorgen, 14. Januar, im Bischöflichen Generalvikariat, der unter dem Thema stand: “Schöner als der Morgenstern – Gerechtigkeit im grünen Horizont?“

Nicht erst seit der Reaktorkatastrophe in Japan ist die Umweltpolitik zu einem der zentralen Themen der gesellschaftlichen Diskussion geworden. Verdrängt die Sorge um den Schutz unserer Lebensgrundlagen allmählich die soziale Frage, das Thema des Zusammenhalts und der Solidarität in unserer Gesellschaft?

Tatsächlich ist der Schutz der Schöpfung eine der wichtigsten Aufgaben unserer Tage. Daran ließ Hengsbach, einer der profiliertesten Sozialethiker Deutschlands und bis zum Jahre 2006 Leiter des „Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik“, keinen Zweifel. Man müsse den ökologischen Fußabdruck, den unsere Gesellschaft hinterlasse, im Schatten der Zukunft sehen, forderte er. Erst den Menschen unserer Zeit sei es schließlich dank des technischen Fortschritts gelungen, die in Jahrmillionen aufgebauten Reserven der Welt auszubeuten, wie zum Beispiel das Öl, während frühere Generationen von dem leben mussten, was Sonne und Natur hergaben.

Doch über solchen Gedanken darf der Grundsatz der sozialen Gerechtigkeit nicht vergessen werden, so Hengsbachs zentrale These. Vielmehr bekräftige die Umweltfrage den Grundsatz gleicher Gerechtigkeit. Es zeige sich nämlich immer deutlicher, dass die ganze Menschheit in einem Boot sitze. Immer weniger Platz bleibt da für nationale oder auch individuelle Egoismen. In deutlichen Worten verurteilte der Theologe und Wirtschaftswissenschaftler unter anderem „das rasante Tempo computergestützter Finanzgeschäfte“, forderte eine Entschleunigung der Finanzmärkte und mehr Solidarität innerhalb der Gesellschaft. Konkret: Abschaffung der „Riester-Rente“, dafür Stärkung der solidarischen Sozialsysteme. Aber vor allem: „Wir müssen unseren Lebensstil ändern“. Das gelte in allen Bereichen: Arbeit, Mobilität, Energie, aber auch Ernährung.

Begrüßt wurden die rund 140 Gäste aus Kirche und Gesellschaft beim Neujahrsempfangs durch Elisabeth Eicke, die Vorsitzende des Diözesanrats. Auch Bischof Norbert Trelle sprach ein kurzes Grußwort und betonte darin den Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit und der Freiheit eines jeden Menschen. Musikalisch untermalt wurde der Empfang von dem Duo „Rinderle & Csaranko“.

Der Diözesanrat der Katholiken ist die Vertretung der Katholiken im Bistum Hildesheim. Er berät den Bischof und nimmt zu Fragen des öffentlichen Lebens Stellung. Der Diözesanrat setzt sich zusammen aus Vertretern der Dekanate, kirchlicher Verbände und Berufsgruppen sowie der Orden im Bistum. Der Bischof kann zudem Personen in den Diözesanrat berufen und ernennt einen Bischöflichen Beauftragten. Die Amtszeit beträgt vier Jahre.