Den Segen Gottes zusprechen

Stefan Herr wird am 9. April in Rotenburg/Wümme zum Diakon geweiht

Hildesheim/Rotenburg (bph) Stefan Herr (31) wird am 9. April in seiner Heimatgemeinde Corpus-Christi in Rotenburg an der Wümme vom Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz zum Diakon geweiht. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr und ist zugleich die erste Weihehandlung des neuen Bischofs, der selbst erst vor wenigen Wochen geweiht wurde. Herr wird danach sein Diakonatsjahr bis zur Priesterweihe 2012 in Wolfenbüttel ableisten.

Die Weihe zum Diakon gilt bei angehenden Priestern als „Durchgangsweihe“ bis zur Priesterweihe in der Regel ein Jahr danach. Doch schon bei der Diakonenweihe versprechen die Männer Gehorsam, Ehelosigkeit und Armut und erproben sich im darauf folgenden Diakonatsjahr in der Seelsorge. Bis auf wenige Ausnahmen, zum Beispiel das Feiern der Eucharistie oder das Hören der Beichte, haben sie dieselben Rechte wie ein Priester, können also Kinder taufen, Paare trauen oder Menschen beerdigen. Darauf freut sich der angehende Diakon schon sehr. Die ganze Fülle und Breite der Seelsorge wolle er in Wolfenbüttel kennen lernen, „den Menschen den Segen Gottes zusprechen“, wie er sagt. Dabei kann er sich vorstellen, mit Messdienern zu arbeiten, aber auch mit alten Menschen. Das Hineinschnuppern in die Krankenhausseelsorge wäre ihm ebenso angenehm wie die Arbeit mit Häftlingen. Falls er in der Schule unterrichten wird, kann er auf wertvolle Erfahrungen aus Hildesheim verweisen: Vier Wochen lang hat er hier in der Albertus-Magnus-Realschule Religion unterrichtet. „Die Schüler waren sehr aufgeweckt und haben mich nach meiner Motivation gefragt, Priester zu werden“, erzählt Herr nicht unvergnügt.

Stefan Herr wurde 1979 in Brunsbüttel geboren. Zehn Jahre später zog er mit seinen Eltern – der Vater arbeitet als Holz- und Kunststofftechniker, die Mutter als Bibliothekarin und Hausfrau – mit der Schwester und dem Bruder nach Rotenburg/Wümme. Dort hat Herr eine geradezu klassische katholische Karriere gemacht, war Ministrant, später selbst Ministrantenleiter, hat sich im Pfarrgemeinderat und im Dekanatsrat engagiert. Nach dem Realschulabschluss ließ sich der junge Mann zunächst im evangelischen Matthias-Claudius-Heim in Rotenburg zum Bürokaufmann ausbilden und arbeitete auch in diesem Beruf. Doch irgendwann stellte er sich die Frage: „Ist das alles? Gibt es nicht noch mehr?“ Da war er längst Mitglied einer jungen Gebetsgruppe in Rotenburg, die sich regelmäßig zu Gebet und Anbetung in der Kirche traf. Oft habe er sich da gefragt, „was will Gott von mir?“ bekennt er heute. Eine mögliche Antwort gaben ihm der Rotenburger Pfarrer Johannes Pawellek und Siegmund Bulla aus der Nachbargemeinde. Sie wiesen ihn auf das Friedrich-Spee-Kolleg in Neuss und das angeschlossene Collegium Marianum hin, zwei Einrichtungen des Erzbistums Köln, wo sich junge Männer aus ganz Deutschland auf das Abitur vorbereiten können, wenn sie Priester werden möchten. Dort am Rhein wurde die Idee, Priester zu werden, dann zur Gewissheit. „Ich hatte kein Erweckungserlebnis sondern bin in diese Entscheidung hinein gewachsen“, so beschreibt Herr seinen damaligen Weg.

Nach dem Abitur 2005 wechselte der junge Mann an die Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt, wo er Theologie studierte und im vergangenen Jahr sein Examen als Diplom-Theologe ablegte. Ein mehrmonatiger Pastoralkurs brachte ihn dann mit den Priesteramtskandidaten der Bistümer Hamburg, Osnabrück, Limburg und Aachen zusammen. Gemeinsam werden sie sich auch noch einmal zu Exerzitien zurück ziehen, bevor sie am gleichen Tag in ihren jeweiligen Bistümern geweiht werden. Stefan Herr möchte diesen wichtigen Schritt seines Lebens in Rotenburg tun. „Dort ist meine Heimat“, sagt er lächelnd.