Die Gebrochenen aufrichten

Anglikanischer Priester wirbt für Projekte von missio gegen die Unterdrückung in Indien

Hildesheim (bph) In den Mittelpunkt des diesjährigen Weltmissionssonntag am 23. Oktober stellt das päpstliche Missionswerk missio Menschenrechtsverletzungen in Indien. Der anglikanische Pastor Monodeep Daniel (41) reist zur Zeit durch das Bistum Hildesheim und berichtet von der Unterdrückung von Millionen von Dalits.

Dalits, was im Sanskrit „gebrochen“ bedeutet, nennt sich die unterste Bevölkerungsgruppe des indischen Kastenwesens. Zu ihr gehören die meisten der im Land lebenden Christen. Seit Jahrtausenden werden die Dalits von der Gesellschaft gezwungen, die niedrigsten Tätigkeiten wie das Reinigen von Latrinen auszuführen. Auf diese mehr als 200 Millionen unterdrückten Menschen wollen die katholischen Missionswerke missio e.V. Aachen/München mit der Kampagne im Oktober, dem Monat der Weltmission, aufmerksam machen.

„Das ganze Kastensystem dient dazu, die Sklaven gehorsam zu halten“, betont Monodeep Daniel. Selber zur Gruppe der Dalits gehörend, wirbt er für das Zentrum für Dalit-Studien in Neu Dehli. Dieses von missio geförderte ökumenische Projekt bietet ein vielfältiges Angebot zur Geschichte, Religion und Literatur dieser Bevölkerungsgruppe. Im Vordergrund steht die Dalit-Theologie, die die Erfahrung von Unterdrückung in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellt. Die Studien seien genauso wichtig wie die finanzielle Unterstützung der Armen, so Pastor Monodeep: „Wir haben auch die Aufgabe, unsere Kultur zu evangelisieren, nicht nur die einzelnen Menschen. Das Kastenwesen muss abgeschafft werden.“

Monodeep Daniel trat als junger Diakon dem anglikanischen Bruderschafts-Orden bei. 1990 wurde er zum Pastor geweiht und lebt nun mit elf Glaubensbrüdern, Novizen und Studenten in Dehli. Seine Gemeinde umfasst etwa 200 Familien, alle Angehörige der Dalits. „Leider“, so der Pastor, „finden sich auch innerhalb der christlichen Kirche in Indien die Trennungslinien entlang der einzelnen Kasten.“

Seit 1926 feiern die katholischen Christen weltweit einen Sonntag im Oktober als „Sonntag der Weltmission“. Die an diesem Tag gesammelten Spenden kommen nicht nur einzelnen Projekten sondern insgesamt den ärmsten Diözesen in Afrika, Asien und Ozeanien zugute. Der diesjährige Weltmissionssonntag am 26. Oktober steht unter dem Motto "Die Liebe Gottes auf den Punkt bringen".