„DNA des Christseins“

Bistum Hildesheim berichtet auf Katholikentag über Lokale Kirchenentwicklung

Das Bistum Hildesheim hat mit der Lokalen Kirchenentwicklung einen über die Grenzen des Bistums hinaus vielbeachteten neuen Weg beschritten. Protagonisten des Prozesses erzählten auf dem Regensburger Katholikentag über ihre Erfahrungen: "Über´s Wasser gehen!"

 

 

Vor zehn Jahren wurde die Basis gelegt für den Prozess der Lokalen Kirchenentwicklung. Die Gläubigen in der Pfarrei sollen das Profil und die Entwicklung des Gemeindelebens nach den örtlichen Anforderungen und Gegebenheiten prägen. „Die Frage ist nicht mehr, wie kann ich dem Pfarrer helfen kann, sondern welches sind meine Begabungen und wie kann ich sie anwenden?“, berichtete Elisabeth Eicke, Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Hildesheim. Nicht die bestehenden Strukturen sollen mit Inhalt gefüllt, hingegen über die Inhalte vor Ort neue Strukturen gebildet werden.

Ein geistlicher Weg und Prozess, der von Anfang an von der Bistumsleitung gewollt und mitgetragen wurde. Bereits seit dem Jahr 2006 gibt es eine vom Hildesheimer Bischof Norbert Trelle eingesetzte Steuerungsgruppe, die ein neues Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen in den Blick nehmen soll. „Im Mai letzten Jahres hat sich die Steuerungsgruppe zu einem ersten Zwischenbericht mit Bischof Trelle getroffen, ich habe dabei großes Vertrauen gespürt. Eines meiner persönlichen Highlights auf dem bisherigen Weg“, sagte Eicke, die ebenfalls zur Steuerungsgruppe gehört.

Als wichtiges Ziel für die nächsten Jahre steht die Einsetzung lokaler Leitungsteams auf der Agenda. „Ich wünsche mir, dass in zehn Jahren alle Gemeinden im Bistum durch geistliche Teams begleitet werden, um die Kirche lebendiger zu machen“, formuliert die Diözesanratsvorsitzende eine Zukunftsperspektive. „Wir haben eine Idee davon, wie das Haus einmal aussehen könnte, aber keine Ahnung, wie viel Stockwerke es haben wird“, beschreibt Martin Wrasmann, Mitglied der Steuerungsgruppe und Referent für die Weiterentwicklung pastoraler Strukturen im Bistum, seine Vision. Und: „Unser Fundament ist älter als 2000 Jahre, das ist sehr stabil und hält einiges aus.“

„Aber muss dieses Konzept nicht bedrohlich wirken auf die Berufsgruppe der Priester?“, so die kritische Frage von Prof. Dr. Matthias Sellmann, Pastoraltheologe aus Bochum. Würden die Pfarrer nicht ausschließlich zu „Eucharistie-Spendern“? Man müsse Position und Aufgaben des Priesters im Verlauf des Prozesses im Blick behalten und klarer formulieren als bisher, forderte der Bochumer Theologe. Dr. Christian Hennecke vom Fachbereich Missionarische Seelsorge in Hildesheim sieht weniger die Notwendigkeit, theologische Grundaussagen neu zu formulieren, als vielmehr im Kopf ein anderes Bild von funktionierender Kirche zu entwickeln. „Der Priester soll nicht die Organisation am Leben halten, sondern die Gemeinschaft. Dafür soll er die Möglichkeiten und Voraussetzungen schaffen“, sagte Hennecke.

Das neue Modell basiert auf stärkerer Partizipation, also Verteilung der Aufgaben. Nicht, um die Situation der Pfarrgemeinde zu verbessern, sondern die Situation der Kommune, also der Menschen vor Ort. Dabei gehe es nicht um eine simple Anpassung an die moderne Gesellschaft, betonte Sellmann, sondern es gehöre im Gegenteil zur „DNA des Christseins“: „Christentum funktioniert erst dann richtig, wenn wir uns gegenseitig einbringen.“

Moderiert wurde die Veranstaltung von Ulrich Koch und Stefan Tschiersch aus Hildesheim. Die musikalische Begleitung kam von 2Flügel aus Essen. Die Veranstaltung beinhaltete Zeit für den Austausch der Zuhörer in Kleingruppen. Am Ende stand eine liturgische Feier.