„Ehrt mein Verhalten Gott und dient es dem Nächsten?“

Friedensgottesdienst im Hildesheimer Dom mit Bischof Wilmer und mehreren hundert Sicherheitskräften

Anlässlich des Weltfriedenstages hat der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ heute Morgen mit Angehörigen der Bundeswehr, der Polizei und der Bundespolizei eine Heilige Messe im Hildesheimer Dom gefeiert. Zum inzwischen 36. Friedensgottesdienst waren mehrere hundert Teilnehmende aus ganz Norddeutschland in die Bischofskirche gekommen.

Bischof Wilmer dankte den Soldatinnen und Soldaten sowie den Polizistinnen und Polizisten für ihren wichtigen Dienst an der Gesellschaft. In seiner Predigt nannte Wilmer als einen Grund für Unfrieden „die teuflische Lust am Unruhestiften, die Freude am Zerstören - nicht nur im körperlichen, sondern auch im geistigen Sinne“. Hinter der Hetze im Internet gegen Politiker und Andersdenkende sowie hinter der Gewalt gegen Polizeibeamte, Feuerwehrleute oder Sanitätskräfte stecke der Drang, „Vertretern des sogenannten Systems“ Schaden zuzufügen, auch um den Preis, damit jede Menschlichkeit zu verlieren, so der Bischof.

Ihn irritiere, dass viele Hetzer und Schläger sich für Gerechte hielten. „Sie geben vor, mit ihrem Hass einer angeblich guten Sache zu dienen. Manche Schläger behaupten gar, sie würden sich nur gegen Provokationen des Staates wehren und das sei ihr gutes Recht. Plötzlich stehen sich Menschen unversöhnlich gegenüber, die alle glauben, im Recht zu sein“, sagte Wilmer.

Um die Gerechten des Herrn von den Selbstgerechten zu unterscheiden, habe Jesus den Menschen ein mächtiges Werk zur Selbstprüfung an die Hand gegeben, betonte der Bischof und verwies auf das Doppelgebot von Gottesliebe und Nächstenliebe: „Wer sich vor wichtigen Entscheidungen fragt: Ehrt mein Verhalten Gott und dient es meinem Nächsten? – der wird selten falsch entscheiden.“ Er ermutige die Sicherheitskräfte, den Weg der Gerechtigkeit und des Friedens weiterzugehen.

Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Gespräch mit Bischof Wilmer sowie dem Leitenden Militärdekan, Monsignore Rainer Schadt, und dem Landespolizeiseelsorger, Pastoralreferent Torsten Thiel statt. Dr. Dietmar Müßig, Dr. Dirk Preuß und Martin Spatz, die im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim in unterschiedlichen Funktionen mit ökologischen Themen befasst sind, griffen in einem gemeinsam vorgetragenen Impulsreferat das Motto des diesjährigen Hildesheimer Weltfriedenstages („Der Friede als Weg der Hoffnung: Dialog, Versöhnung und ökologische Umkehr“) auf.

Müßig skizzierte, ausgehend von der päpstlichen Enzyklika Laudato si’, die Ungerechtigkeiten, die durch das wirtschaftliche Handeln der Industrienationen des Nordens in den Ländern des Südens angerichtet werden. Preuß beschrieb den Einsatz der deutschen Bischöfe und Bistümer, sich in Kirche und Gesellschaft für eine Umkehr hin zu einer ressourcenschonenderen Wirtschafts- und Lebensweise einzusetzen und zu einem höheren ökologischen Bewusstsein beizutragen.

Spatz beschrieb, dass der Wärmebedarf der rund 1300 Gebäude in den 119 Pfarrgemeinden der Diözese für 84 Prozent aller Kohlenstoffdioxid-Emissionen des Bistums Hildesheims verantwortlich sei. Das Gebäudemanagement des Bistums arbeite deshalb an einer deutlichen Reduzierung der Emissionen. Als Beispiel für umweltbewusstes Gebäudemanagement hob Spatz den Hildesheimer Dom hervor, der seit 2015 aufgrund des Einsatzes von Ökostrom und Biofernwärme CO2-neutral sei.

Bischof Wilmer äußerte sich zu mehreren Fragen aus dem Plenum, unter anderem zum Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland, der Ende Januar 230 Katholikinnen und Katholiken zu einer mehrtägigen Versammlung in Frankfurt am Main zusammengeführt hatte. Er sei ganz zufrieden über den ersten Aufschlag in sehr dichter Atmosphäre, sagte Wilmer: „Keine Gruppe ist aufgestanden und hat gesagt: Blödsinn, wir gehen nach Hause. Mit Blick auf die Zukunft bin ich zuversichtlich.“

Er glaube, dass eine Teilkirche innerhalb der Weltkirche, strukturelle Dinge anstoßen könne, die auch andere zum Nachdenken bringe, so der Hildesheimer Bischof: „Auf den ersten Blick geht es in den vier Foren um strukturelle Fragen, es geht aber auch um unser Bild von Kirche, und im Letzten geht es um das Eigentliche: um Gott, um unseren Glauben. Das sind die Schlüsselfragen.“

Mit einem gemeinsamen Mittagessen aller Teilnehmenden endete der Weltfriedenstag in Hildesheim. Er nimmt Bezug zum jährlichen Weltfriedenstag der katholischen Kirche am 1. Januar und wird traditionell am ersten Donnerstag im Februar gefeiert. Dazu eingeladen hatte der Leitende Militärdekan des Katholischen Militärdekanats Kiel, Monsignore Rainer Schadt.