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Die Stiftung Universität Hildesheim ehrte Bischof Josef Homeyer

Hildesheim (bph) Mit einer Akademischen Feierstunde hat die Stiftung Universität Hildesheim am Donnerstagnachmittag den emeritierten Hildesheimer Bischof Dr. Dr. h.c. Josef Homeyer geehrt. Die Universität plant zudem, eine Stiftungsprofessur für Sozialethik einzurichten, die mit Homeyers Namen verbunden sein soll.

"Unter Ihrem Krummstab war gut leben! Sie haben die Theologie an unserer Universität immer gefördert." Mit diesen Worten bedankte sich Professor Dr. Guido Bausenhart, Professor für Katholische Theologie an der Universität Hildesheim, für die gute, jahrelange Zusammenarbeit. Er erinnerte daran, dass sich Homeyer sehr für einen Lehrstuhl an der Universität eingesetzt hatte und beschrieb ihn als verlässlichen, aber auch fordernden Partner der Universitäts-Theologen.

Der Sozialstaat ist nicht am Ende, aber er muss dringend umgebaut werden. Daran ließ Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Festredner des Nachmittags, in seinem Vortrag "Ist der Sozialstaat am Ende?" keinen Zweifel. Der Wegfall der Grenzen in der Europäischen Gemeinschaft, die zunehmende Globalisierung und damit zusammenhängend die Konkurrenz von Billiglohnländern belaste die Wirtschaft vieler Industrienationen. Während andere europäische Staaten bereits in den 90er Jahren mit dem Umbau ihrer Sozialsysteme begonnen hätten, habe die Widervereinigung die wirtschaftlichen Strukturdefizite in Deutschland vorübergehend kaschiert, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. "Deutschland hat die europäische Reformphase weitgehend verpasst", beklagte Lehmann.

Um so wichtiger sei, den Sozialstaat nun so weiter zu entwickeln, dass er den Ärmsten eine Chance gebe. Dazu muss nach Ansicht des Kardinals eine neue Balance zwischen Eigenverantwortung des Bürgers und Verantwortlichkeit des Staates gefunden werden. Die Deutsche Bischofskonferenz habe durch verschiedene Erklärungen ihrer "Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen" Orientierungshilfe dazu geben wollen, so Lehmann weiter. Diese Schriften – etwa "Mehr Beteiligungsgerechtigkeit", "Solidarität braucht Verantwortung" und zuletzt "Das Soziale neu denken" vom Dezember 2003 – sind unter der Verantwortung des Kommissionsvorsitzenden Bischof Dr. Josef Homeyer entstanden, wofür ihm Lehmann dankte.

Ausdrücklich nahm Lehmann den Impulstext Homeyers "Das Soziale neu denken" gegen Kritik in Schutz, er vernachlässige die Armen und Schwachen. "Unser Eintreten für einen tiefgreifenden Umbau des Sozialstaats entspringt der uns aufgetragenen Sorge um die Armen", so der Kardinal. Bei diesem Umbau müsse man vor allem Familien, Bildungspolitik und die Interessen zukünftiger Generationen mehr im Blick haben, forderte Lehmann.

"Wenn sich nichts ändert, wenn alles so bleibt wie es ist, werden die Schwachen die Leidtragenden sein, weil sie in besonderer Weise auf die Absicherung eines funktionierenden Sozialstaats angewiesen sind," befürchtet der Kardinal. Daher seien Reformen notwendig, "Deutschland verträgt keinen Stillstand mehr." Sollen Solidarität und Gerechtigkeit angesichts struktureller Massenarbeitslosigkeit und demografischen Wandels wieder hergestellt werden, so Karl Kardinal Lehmann weiter, brauche man einen Aufbruch, der das Soziale neu denkt.

In diesem Sinne hatte die Stiftung Universität Hildesheim noch eine besondere Ehrung für den emeritierten Bischof Homeyer vorbereitet. "Die Universität plant die Einrichtung einer Stiftungsprofessur für Sozialethik, die eng mit dem Namen und dem Wirken von Bischof em. Dr. Dr. h.c. Josef Homeyer verbunden ist", verkündete Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich, Präsident der Stiftung Universität Hildesheim, den Gästen der Feierstunde. "Bereits jetzt haben wir Spenden in fünfstelliger Höhe erhalten. Um das Projekt beginnen zu können, benötigen wir einen sechsstelligen Betrag."