Ein Gotteshaus für die Brüder

Bischof em. Dr. Josef Homeyer setzt sich für eine neue Synagoge in Hameln ein

Hildesheim/Hameln (bph) Die „Eintrittskarte“ der Völker in ein vereintes Europa ist ihr Verhältnis zum Holocaust, sagte Dr. Josef Homeyer, emeritierter Bischof von Hildesheim, am Donnerstagabend in Hameln bei einer Talkshow im Schillergymnasium unter dem Thema „Juden und Christen – verwandt und doch verschieden.“ Homeyer ist einer von vier Schirmherren der geplanten neuen Synagoge von Hameln.

Der Mord an den Juden hat nach Ansicht Homeyers nicht nur die Landkarte Europas sondern auch die Mentalität der Europäer entscheidend verändert. Waren die europäischen Staaten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts untereinander verfeindet, so hat der Abscheu am Völkermord der Nationalsozialisten geholfen, die Völker Europas nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Banner der Menschenrechte zu einen und damit indirekt auch zur europäischen Einigung beigetragen. Eines der Probleme bei der Aufnahme der Türkei in die Europäische Union ist nach Homeyers Ansicht daher auch die Weigerung der Türkei, den Völkermord an den Armeniern anzuerkennen und dafür Verantwortung zu übernehmen.

Diese Thesen vertrat Homeyer, der bis vor wenigen Monaten noch Präsident der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen ComECE war, bei einer Talkshow im Foyer des Schillergymnasiums Hameln. Anlass der Talkshow war die Vorstellung der Pläne einer neuen Synagoge für Hameln. Mit auf dem Podium saßen die drei anderen Schirmherren der Synagoge, Landesrabbiner i.R. Dr. Henry Brandt, Ministerpräsident a.D. Dr. Ernst Albrecht und Landesbischof i.R. Abt zu Loccum Dr. Horst Hirschler.

Schon die Kirchenväter der ersten Jahrhunderte hätten eine erschreckende Judenfeindschaft gezeigt, musste Homeyer bekennen. Ihre Texte waren „Dokumente der Verweigerung“. Erst das Zweite Vatikanische Konzil habe nach der „Schockwirkung“ des Holocaust eine radikale Neuorientierung im Verhältnis zum Judentum bewirkt. Seitdem hat nach Homeyer die Erkenntnis Raum gewonnen, dass „Christen und Juden Brüder sind“. Der Bau einer neuen Synagoge in Hameln wäre nach Homeyers Einschätzung ein Stück Wiedergutmachung für das, was Christen den Juden schulden.

Der Bau der neuen Synagoge wird getragen von der „Stiftung Liberale Synagoge Hameln“ mit Sitz in der Rattenfängerstadt. Die neue Synagoge soll an der gleichen Stelle wie das alte Gebäude errichtet werden, das im November 1938 zerstört wurde. Als Architekt konnte Arnold Oppler aus Washington gewonnen werden. Er ist der Urenkel des Erbauers der ursprünglichen Synagoge, Edwin Oppler. Die neue Synagoge ist nach Auskunft der Stiftung der erste Neubau einer Liberalen Synagoge in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.