Ein Mann mit Sendung

Pfarrer Dr. Wolfgang Beck aus Hannover wird Sprecher beim „Wort zum Sonntag“

Hildesheim/Hannover (bph) So viele Zuhörer hat sonst nur der Papst: Vor rund 1,5 Millionen Menschen wird Dr. Wolfgang Beck ab Oktober sprechen, denn der37-jährige Pfarrer in Hannover-Linden ist jetzt zum neuen ARD-Sprecher des „Wort zum Sonntag“ ernannt worden. Er tritt die Nachfolge von Monsignore Stephan Wahl aus Trier an, der aus dem achtköpfigen Sprecherteam ausscheidet. Zum ersten Mal ist der Priester am Samstagabend, 1. Oktober 2011, auf dem Bildschirm zu sehen.

Es reicht nicht, einfach telegen zu sein, man muss auch ins Schema passen: Genau acht Köpfe sprechen abwechselnd das „Wort zum Sonntag“ am Samstagabend im „Ersten“ und sie entsprechen einem bestimmten Proporz: Vier Katholiken, vier Protestanten, fünf Männer, drei Frauen, möglichst gleichmäßig verteilt auf Deutschland. Als der Katholik Monsignore Stephan Wahl aus Trier nun ausstieg, suchten die katholischen Rundfunkbeauftragten einen passenden Nachfolger und wurden in Hannover fündig. Pfarrer Dr. Wolfgang Beck hat sich Mitte Juni zu Probeaufnahmen beim NDR in Hamburg vorgestellt und vier Minuten lang über die möglichen sexuellen Verstrickungen des Dominique Strauss-Kahn gesprochen.

Sein Vortrag überzeugte. „Pfarrer Beck ist ein Naturtalent. Er stand bei den Probeaufnahmen das erste Mal vor der Kamera und hat professionell gesprochen“, berichtet der kirchliche NDR-Rundfunkbeauftragte Andreas Herzig anerkennend. Mit Beck kommt nach über 20 Jahren wieder ein katholischer Sprecher aus dem NDR-Sendegebiet. „Die legendäre Ordensschwester Isa Vermehren war bislang die letzte katholische Sprecherin aus dem Norden“, so Herzig. Im August gibt es ein intensives Training für Beck und dann kann es los gehen. Zusammen mit der Hildesheimer Pastorin Nora Steen wird Beck dann beim „Wort zum Sonntag“ den NDR und damit den Norden der Republik vertreten. Das Thema von Becks erstem Einsatz am 1. Oktober steht schon fest: Der Tag der Deutschen Einheit soll es sein, und auch eine Woche später, am 8. Oktober, ist der Hannoveraner Pfarrer wieder auf Sendung. „Die Verantwortlichen wollen, dass die Zuschauer sich nicht jeden Samstag an ein neues Gesicht gewöhnen müssen“, erklärt Beck. Dafür ist dann in den folgenden zwei Wochen in der Regel ein Protestant an der Reihe. Etwa sechs bis acht Mal im Jahr tritt jeder Sprecher im „Ersten“ auf.

Jene vier Minuten, die den Samstagabend so besinnlich unterbrechen, sind das Ergebnis harter Arbeit. Am Montag vor der Sendung wird Beck in Zukunft bei Andreas Herzig in Hamburg sein Thema anmelden und einen Redeentwurf schreiben. Der wird dann gegengelesen, kommentiert und im Laufe der Woche mehrfach verändert. Jeweils am Freitag, einen Tag vor der Sendung, fährt Beck dann an die Elbe und stellt sich vor die Kamera – „als Priester erkennbar, in einfachen, gedeckten Farben, nichts Gestreiftes!“ hat der Pfarrer schon gelernt. Eine gestreifte Krawatte würde im Bild nämlich „springen“ und die Zuhörer wohl vom Text ablenken. Denn auf den Text kommt es an. Die Sprache soll in einfachen, klaren Sätzen Bilder erzeugen in den Köpfen der Menschen. Das findet Beck auch völlig in Ordnung: „Schließlich verkünden wir als Sprecher nicht uns selbst und unsere Klugheit, sondern die Sache Christi“, meint der promovierte Theologe und sieht die unglaubliche Chance, Menschen zu erreichen, die sonst nie eine seiner Predigten hören würden. Der junge Pfarrer jedenfalls freut sich auf diese neue Aufgabe, die er zusätzlich zu seinen Pflichten in der Pfarrgemeinde St. Godehard und in der Katholischen Hochschulseelsorge von Hannover übernimmt: „Ich habe große Lust dazu, weil ich gerne Glaubensthemen ins Gespräch bringe“.

Beck ist theoretisch bestens gerüstet für seine neue Aufgabe. Unabhängig von seiner Sprecherrolle hat ihn der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle nämlich kürzlich auch noch zum Homiletiker – also Predigtlehrer – der Hildesheimer Kapläne und Diakone ernannt. Als Nachfolger von Weihbischof Heinz-Günter Bongartz wird Beck den Nachwuchstheologen ab Herbst erklären, wie man eine gute Predigt aufbaut und hält – auch wenn er dabei weit weniger Zuhörer haben wird, als im „Ersten“.

Wolfgang Beck wurde 1974 in Hildesheim geboren. Er studierte katholische Theologie in Frankfurt, München und Graz. 2002 wurde er zum Priester geweiht. Er wirkte als Kaplan in Braunschweig und wurde danach Schulseelsorger in Hannover. Seit 2005 ist Beck Seelsorger in der Hochschulgemeinde in Hannover sowie seit 2008 zusätzlich Pfarrer in St. Godehard in Hannover-Linden.

Das „Wort zum Sonntag“ im Internet