Ein neues Pfingsten für die Kirche

Bischof Norbert Trelle eröffnet das Zentrum für Kirchenentwicklung in Duderstadt

Im Dekanat Untereichsfeld qualifizieren sich künftig Ehrenamtliche für Leitungsaufgaben in der Kirche. Bischof Norbert Trelle rief am Samstagvormittag bei der Eröffnung des Zentrums für Kirchenentwicklung (ZfK) die Katholiken dazu auf, nicht der Vergangenheit nachzutrauern, sondern sich selbst zu fragen, was sie zur Kirche der Zukunft beitragen können.

 

 

 

 

„Wenn wir uns etwas wünschen dürfen, dann, dass Sie den Virus der lokalen Kirchenentwicklung nicht mehr herauskriegen aus dem Körper und der Seele“, sagte Propst Bernd Galluschke. Im Haus St. Georg in Duderstadt erhalten künftig ehrenamtlich engagierte Katholiken das Rüstzeug für Leitungsaufgaben in der Kirche. Sie können sich für die Leitung von Wort-Gottes-Feiern - Gottesdiensten ohne Eucharistiefeier - und Kindergottesdiensten qualifizieren. Wege, neue Ehrenamtliche zu gewinnen, werden in Seminaren erkundet, eigene Stärken analysiert und Führungskompetenzen trainiert. Dabei unterstützen sie Fachleute aus der Kirche, aber auch aus der Wirtschaft und Kultur. Fast alle Referenten sind in der Region beheimatet. „Bundesweit ist dieses Konzept einmalig“, betonte Propst Bernd Galluschke.

In der Andacht zur Eröffnung wünschte sich Bischof Norbert Trelle ein „neues Pfingsten“ für die Kirche: eine Haltung, in der die Gläubigen nicht ängstlich dem Vergangenen nachtrauern, sondern die Zukunft ersehnen. „Generationen waren daran gewöhnt, dass die Last der Leitung nur auf geweihten Menschen lag.“ Doch in Zukunft wird es immer weniger Priester geben. Erst kürzlich korrigierte das Bistum seine Personal-Prognose für das Jahr 2025 deutlich nach unten. „Jeder Einzelne muss sich fragen: Was kann ich beitragen?“, motivierte der Bischof die Gläubigen. „Die Kirche bedarf einer Hoffnungsperspektive. Alle müssen sich öffnen für den Geist Gottes“, forderte er und wies darauf hin: „Der Geist Gottes ergreift auch Menschen außerhalb der verfassten Kirche.“ In den Fürbitten stimmte ihm das Planungsteam des ZfK zu: Die katholischen Laien beteten um eine Haltung, in der nicht jede Gemeinde den Fortbestand ihrer Gebäude und Strukturen zum Ziel hat, sondern die Frage stellt, was Gottes Plan mit diesem Ort ist.

Propst Bernd Galluschke beschrieb, wie die Idee zum Zentrum für Kirchenentwicklung entstanden ist: In Poitiers (Frankreich), Manila (Philippinen) und Chicago (USA) hat er sich Anregungen geholt. „In Chicago habe ich erlebt, dass jede und jeder Einzelne eine Aufgabe in der Gemeinde hat. Die Kirche putzen, den Blumenschmuck gestalten oder die Messe zu feiern – alle Dienste sind gleich viel wert“, beschrieb er und gab zu bedenken: „Die Gemeinden in Manila sind der Kirche, wie sie das II. Vatikanische Konzil beschrieben hat, bereits viel näher als wir.“ Er lud die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der politischen Gemeinde, die evangelischen Christen und alle anderen Interessierten aus der Region zu den Seminaren des Zfk ein. An die Anwesenden richtete er den Appell: „Der erste Ort der Kirchenentwicklung sind Sie. Denn die Kirche wächst von unten.“

Das Programm des ZfK finden Sie unter: www.zentrum-kirchenentwicklung.de