Entscheider und Seelsorger

Bischof Norbert Trelle und Weihbischof em. Hans-Georg Koitz feiern 20-jähriges Bischofsjubiläum

Hildesheim (bph) Als sie beide vor 20 Jahren im Abstand von wenigen Monaten in Köln und Hildesheim zu Weihbischöfen geweiht wurden, da ahnten sie nicht, dass sich später ihre Wege an der Innerste treffen würden. Nun feiern Bischof Norbert Trelle und der emeritierte Weihbischof Hans-Georg Koitz beide gemeinsam am Sonntag, 28. Oktober, um 10.30 Uhr in einem Festgottesdienst in St. Godehard ihr doppeltes Bischofsweihe-Jubiläum. Anschließend sind alle Gläubigen zu einem kleinen Stehempfang in das Bischöfliche Priesterseminar, Neue Straße 3, eingeladen.

 

Sie haben nach kirchlichem Verständnis die oberste Weihestufe erreicht und sind selbst die ersten Spender der Sakramente: Nur Bischöfe können Priester oder Diakone beziehungsweise eine Kirche weihen. Außerdem ist ihnen die Firmung junger Menschen vorbehalten. Und dennoch sind ihre Wege sehr unterschiedlich verlaufen und nehmen sie verschiedene Aufgaben wahr: Bischof Norbert Trelle, der am 1. Mai 1992 in Köln zum Weihbischof geweiht wurde, hat im Februar 2006 den Schritt in die erste Reihe gewagt und wurde als Diözesanbischof von Hildesheim oberster Hirte des drittgrößten deutschen Flächenbistums, das er bis heute führt. Weihbischof Hans-Georg Koitz dagegen, dessen Weihe im Hildesheimer Dom sich am 25. Oktober zum 20. Male jährt, steht als Weihbischof in der zweiten Reihe, und das nach eigenen Worten „sehr gerne“. Als Domdechant und damit oberster Bauherr der Domsanierung führt der Emeritus allerdings bis heute einen Terminkalender, der kaum von jenem eines Managers zu unterscheiden ist.

Beide Männer verstehen sich trotz unterschiedlicher Aufgaben vor allem als Seelsorger und entfalten ihre großen Stärken gerade im direkten Gespräch. Dabei ist Trelle derjenige, der die letzten Entscheidungen zu treffen hat. Diesem Dienst verpflichtet zu sein ist nicht immer leicht, kostet mitunter Durchsetzungsvermögen und verlangt ein dickes Fell. Dass sich ein Bischof damit nicht nur Freunde macht, ist Norbert Trelle völlig bewusst: „everybodys darling“ zu sein, könne nicht das Profil eines Bischofs sein, glaubt Trelle. „Er muss Gott und den Menschen dienen“ und werde dieser Aufgabe wohl nie völlig gerecht werden können. Doch er müsse es jedenfalls versuchen, zeigt sich Trelle überzeugt.

Wohlwollen, aber auch Kritik

Ein solcher Dienst vor den Augen der Öffentlichkeit bringt auch Kritik mit sich. „Wir sind nicht frei von Fehlern, auch in der Reihe der Priester und Bischöfe, daher dürfen wir auch kritisiert werden“, stellt der Hildesheimer Oberhirte klar. Aber Kritik dürfe nicht „die Würde einer Person verletzen“. Das gelte ebenso für Politiker oder andere Prominente. Trelle liegt es fern, für Kirchenvertreter besondere Rücksichtnahmen einzufordern: „Ich glaube, dass es eine Zeit gegeben hat, wo man die Repräsentanten der Kirche für fast unberührbar angesehen hat“. Dem stellt der Bischof eine klare Aussage gegenüber: „Ich möchte nicht anders behandelt werden als alle anderen Menschen, auch mit Rücksicht auf persönliche Überzeugungen.“ In seinem Dienst erfährt Trelle jedoch auch manchen Zuspruch, was viele Briefe beweisen, aus denen Dankbarkeit und Wohlwollen sprechen.

Von diesem Wohlwollen der Gläubigen fühlt sich auch Weihbischof Hans-Georg Koitz getragen, der nur in der Zeit zwischen der Emeritierung von Bischof Dr. Josef Homeyer und der Einführung von Bischof Norbert Trelle als Diözesanadministrator die Verantwortung für das Bistum zu tragen hatte. Viel wichtiger war ihm immer, Menschen zu begleiten und „mit ihnen auf die Suche nach einem Leben aus dem Glauben“ zu gehen. Dabei hat sich Koitz nie in der Rolle des Belehrenden gesehen, sondern wollte für eine „einladende Kirche“ stehen. Tatsächlich wird der Emeritus bei den Gläubigen gerade wegen seines zugewandten und volkstümlichen Wesens sehr geschätzt.

Seit Papst Benedikt XVI. Koitz‘ Rücktritt nach dessen 75. Geburtstag am 4. April 2010 zum 1. Mai desselben Jahres angenommen hat, ist es ein klein wenig ruhiger geworden im Leben des Weihbischofs. In Gremien muss er nun nicht mehr sitzen, Abendtermine fallen weitgehend weg, und er findet mehr Zeit für seelsorgliche Gespräche. Dennoch: Als Domdechant und Bauherr der Domsanierung ist der 77-Jährige am Hildesheimer Domhof präsent wie früher. „Der Rentenschock blieb mir bislang erspart“, sagt Koitz halb traurig, halb erfreut, auf jeden Fall aber mit einem hintergründigen Lächeln. Das dürfte sich frühestens 2015 ändern, wenn der Hildesheimer Dom samt Dom-Museum hoffentlich in neuem Glanz erstrahlt und auch das Bistumsjubiläum vorbei ist. Vielleicht werde er danach seinem Hobby, dem Bergwandern, mehr Zeit einräumen können, hofft der Weihbischof. Auf jeden Fall will er sich dann, wenn seine Gesundheit dies zulässt, Kunst, Kultur und Natur der neuen Bundesländer erobern, die bislang noch überwiegend „weiße Flecken“ auf seiner Landkarte sind.

Zunächst aber freuen sich beide Bischöfe auf den Festgottesdienst am 28. Oktober, den sie gemeinsam zelebrieren wollen. Generalvikar Dr. Werner Schreer wird die Predigt halten. Der Domchor singt Stücke aus Bruckners „Messe in C-Dur“. Außerdem erklingt das „Halleluja“ von Lotti.

Ein Rheinländer und ein Schlesier

Norbert Trelle wurde am 5. September 1942 in Kassel geboren und hat erst vor wenigen Wochen gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester seinen 70. Geburtstag gefeiert. 1958 wechselte die Familie von Kassel nach Bonn. Dort machte Norbert Trelle 1962 sein Abitur und studierte in Bonn und Innsbruck Theologie. Am 2. Februar 1968 weihte ihn Josef Kardinal Frings in Köln zum Priester und am 1. Mai 1992 folgte die Bischofsweihe. Seit dem 11. Februar 2006 führt Norbert Trelle das Bistum Hildesheim.

In Striegau/Schlesien ist Hans-Georg Koitz am 4. April 1935 auf die Welt gekommen. Nach der Vertreibung 1946 fand die Familie ein neues Zuhause in Salzgitter-Bad. Zum Studium der Philosophie und Theologie zog es ihn an die Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt/Main und nach München. Am 30. Juni 1962 weihte ihn der damalige Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen zum Priester. Nach Stationen als Kaplan in Hannover, in Nigeria, als Religionslehrer und schließlich Regens des Hildesheimer Priesterseminars wurde Koitz von Bischof Dr. Josef Homeyer am 25. Oktober 1992 zum Weihbischof geweiht. Am 1. Mai 2010 schied Hans-Georg Koitz aus dem aktiven Dienst aus und wurde emeritiert.