Familie, Freundschaft, Dankbarkeit

Weihbischof Heinz-Günter Bongartz diskutierte beim „Kirchengespräch 2012“ über Heimat

Hildesheim/Hannover (bph) Der Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz hat alle Christen dazu aufgerufen, Zuwanderern zu helfen, in Deutschland eine Heimat zu finden. Migranten könnten eine Bereicherung sein, sagte Bongartz am Montagabend, 10. September, beim „Kirchengespräch 2012“ der Konrad-Adenauer-Stiftung im Alten Rathaus Hannover. Über „Die entwurzelte Gesellschaft. Was sichert unseren Zusammenhalt?“ diskutierten mit dem Weihbischof Christine Lieberknecht, Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen und Björn Thümler, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag.

„In unserer Familie galt: Ein Bongartz wird nicht Priester“ verriet der Weihbischof bei der Podiumsdiskussion vor zahlreichen Zuhörern und deutete damit die ganze Ambivalenz des Begriffes „Heimat“ an, um den sich das „Kirchengespräch“ weitgehend drehte. Heimat bietet Halt, sie lässt Wurzeln schlagen, kann aber auch einengen und behindern. Aufgewachsen im ostwestfälischen Dorf Avenvedde bei Gütersloh als Sohn eines Handwerkers war Heinz-Günter Bongartz der erste in seiner Familie, der Abitur machte und allemal der erste, welcher zum Priester geweiht wurde. Für ihn war dies „einer der entscheidenden Aufbrüche meines Lebens.“ Noch immer hege er Heimatgefühle für Avenvedde, bekannte Bongartz, habe jedoch auch längst in der katholischen Kirche Wurzeln geschlagen, die ihm überall auf der Welt ein Stück Heimat schenken könne.

Für den Weihbischof ist der Begriff „Heimat“ vor allem auch mit dem Begriff Dankbarkeit verbunden. Viel von dem, was ihm in seinem Leben geschenkt worden sei, was ihn geprägt hat, auch im Glauben, habe er von seinen Eltern in Avenvedde erhalten. Und in einem weiteren Sinne: Dankbar sei er auch, in einem Land leben zu dürfen, das ihm solche Entfaltungsmöglichkeiten gegeben habe.

Nicht zuletzt daraus leitet Bongartz auch die Forderung ab, anderen Menschen beim Heimischwerden zu helfen. „Gehen wir mit Freude auf Migranten zu und sehen wir sie als Bereicherung“ forderte der Hildesheimer Weihbischof und musste doch zugestehen, dass sich viele Christen schwer damit tun. Dabei hat gerade die katholische Kirche eine lange Erfahrung mit der Integration von Zuwanderern. Bongartz erinnerte unter anderem an die Gemeinden für Katholiken fremder Muttersprachen. Natürlich sei es Aufgabe von Migranten, Deutsch zu lernen, stellte Bongartz klar. Dennoch gebe es Dinge, die man ihnen nicht nehmen solle.

Eingeladen zu dem Kirchengespräch hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam mit dem Bildungswerk Hannover und der CDU-Landtagsfraktion Niedersachsen. Mit Christine Lieberknecht und Björn Thümler hatten sie zwei profilierte Politiker eingeladen, die das Thema auf hohem Niveau behandelten und bei allen Unterschieden in Biographie und Ansichten doch eines gemeinsam betonten: Heimat hat auch viel mit Familie zu tun, mit Menschen, die einem vertrauen – und nicht zuletzt mit Landschaften, die ein Leben lang prägen können.