Film "Die Passion Christi" (Mel Gibson)

Stellungnahmen aus dem Bistum Hildesheim

Dr. Egbert Ballhorn
Der größte Anspruch des Gibson-Films ist die Passion Christi zu zeigen "wie sie war".

Demgegenüber wollen Evangelien keine Reportage schreiben, sondern eine Sinn-Geschichte. Das Leid wird nicht verleugnet, aber auch nicht ausgemalt. Wo es in den Evangelien mit kargen Worten heißt "und ließ ihn geißeln", daraus macht Gibson eine Orgie von Gewalt und Blut. Die Evangelientexte ringen hart mit der Bedeutung des Todes Jesu und setzen jeder für sich sehr unterschiedliche Akzente. Beim Evangelisten Lukas etwa stirbt Jesus als wahrhaft Frommer und Gerechter mit den Worten "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist". Bei Regisseur Gibson dagegen scheint es außerhalb der Gewalt keine weitere Botschaft zu geben. Er fügt alle Aussagen der Evangelien zu einem Gesamtpanorama zusammen, in dem Jesus letztlich nur als eine Art religiöser Supermann dasteht.

Aber selbst das genügt noch nicht. Immer noch sind die biblischen Texte für eine Verfilmung zu karg, und so reichert Gibson den Film um Fantasiematerial an. Immer wieder huscht der Teufel durch die Szenerie. Und als ob an Gewalt noch nicht genug im Film enthalten wäre, werden neue Nebenszenen fast genüsslich dazugegeben, wie zum Beispiel die Krähe, die dem lästernden Schächer ein Auge aushackt.

Wenn man die Szenen von Grausamkeit und Gewalt abzieht, dann bleibt von diesem Film kaum eine Aussage übrig, mit der es sich auseinanderzusetzen lohnte. Der Denkanstoß, was die Passion Christi heute für uns bedeuten könnte, bleibt aus.

Dr. Egbert Ballhorn studierte kath. Theologie in Bonn, Jerusalem und Wien und ist Referent für Biblische Theologie im Bistum Hildesheim und Dozent am Priesterseminar.

Wolfgang Hußmann
Die Presse kündigt Mel Gibsons Film als ein authentisches Werk an, welches das Leiden Jesu besonders drastisch zeigt.

Seine filmischen Mittel können aber nicht das gesetzte Ziel erreichen. Gibson setzt auf eine Ästhetik, die man eigentlich pornografisch nennen muss: Er zeigt in Großaufnahmen das eigentlich nicht Zeigbare, er wiederholt die Bilder und dehnt die Abläufe mit der Zeitlupe und bewegt sich somit jenseits der menschlichen Wahrnehmung. Der Zuschauer hat keine Gelegenheit mehr, eigene Bilder entstehen zu lassen. Gibsons Film regt nicht die Zuschauer an, sondern er erregt sie mit seinen gewalttätigen Bildern. Und dort, wo er seiner Bildgewalt nicht mehr traut, setzt er zusätzlich einen bombastischen Soundtrack ein.

"Die Passion Christi" ist ein Film, der für interessierte Christen vielleicht noch Diskussionsstoff bieten kann, im Grunde ist er aber überflüssig, denn das Buch ist besser.

Wolfgang Hußmann ist Medienreferent im Bistum Hildesheim und stellvertretender Vorsitzender der Katholischen Filmkommission für Deutschland