Gemeinden senken Energieverbrauch

Bistum Hildesheim legt ersten Nachhaltigkeitsbericht vor

2011 fiel der Startschuss für die Klimainitiative des Bistums Hildesheim. Über den aktuellen Stand und wesentliche Ergebnisse informiert nun der erste Nachhaltigkeitsbericht der Diözese. Er zeigt: Die Erfolge sind messbar.

500 von insgesamt 1500 kirchlichen Gebäuden sind in der ersten Runde der Klimainitiative untersucht worden: Kirchen, Gemeindezentren, Pfarrhäuser und Kindertagesstätten. Wie viel Gas und Strom wird genau verbraucht? Wie alt ist der Heizkessel? Wie dicht sind die Fenster? Wo kann sinnvoll mit Energiesparen begonnen werden? Vier von zahlreichen Fragen, aus denen sich ein umfassender „Gebäude-Steckbrief“ ergab. Zahlreiche ehrenamtliche Umweltbeauftragte in 205 Kirchorten waren dafür im Einsatz – unterstützt von Energieberatern, die das Bistum zusammen mit seinem Projektpartner, der Ingenieursgesellschaft ENAKON aus Wolfenbüttel, mit Blick auf kirchliche Besonderheiten geschult hat.

Erste Ergebnisse zeigen, dass die Gemeinden auf einem guten Weg sind. Eine Auswertung der Verbrauchsdaten der Jahre 2008 bis 2010 ergibt, dass weniger Energie verbraucht und daher auch weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre ausgestoßen wurde. So sank der Gesamtverbrauch an Heizenergie von 77,9 auf 69,9 Gigawattstunden (Gwh), an Strom von 5,5 auf 5,0 Gwh. Der Ausstoß an Kohlendioxid verringerte sich von gut 30 000 auf 26 000 Tonnen pro Jahr – zum Teil auch durch den Umstieg von Gemeinden auf Ökostrom. Die Zahlen sind eine Hochrechnung auf der Grundlage von 360 Gebäuden, für die zuverlässige und umfassende Angaben vorliegen.

Grund für den geringeren Verbrauch an Energie sind vor allem ein verändertes Nutzungsverhalten und Sparmaßnahmen: angefangen vom Senken der Raumtemperatur über das Abbauen von Heizungsverkleidungen und Dämmen von Rohren bis zum Abdichten von Fenstern. Der Bericht zeigt, dass mit solchen „gering investiven Maßnahmen“ sich bis zu neun Prozent an Energieverbrauch sparen lassen. Trotzdem stiegen die Kosten: Für Heizenergie von 3,5 auf 4,3 Millionen Euro, für Strom von 930000 auf 1,2 Millionen Euro – Folge der kontinuierlichen Erhöhung der Energiepreise.

Schlussfolgerungen des Berichtes: Drei weitere Maßnahmen sollen umgesetzt werden. Zum einen sollen für die noch ausstehenden gut 1000 Gebäude des Bistums Energiegutachten angefertigt werden. Zum anderen wird das Bistum einen „Energiefonds“ aufstellen, aus dem „gering investive“ Maßnahmen mit Zielrichtung Energieeinsparung in den Gemeinden durchgeführt werden können.

Drittens wird das Bistum Gemeinden finanziell unterstützen, die am kirchlichen Umweltmanagement „Grüner Hahn“ teilnehmen. Das Programm wurde 2006 von der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers aufgelegt und sieht verbindliche Standards für Kirchengemeinden vor: von einer Umweltbestandsaufnahme über ein eigenes Umweltprogramm bis zur Zertifizierung durch einen externen Gutachter.

Das Bistum Hildesheim will mit der Klimaschutzinitiative ein Zeichen für die Verantwortung beim Umweltschutz setzen. Und mehr noch: 4000 Tonnen weniger Kohlendioxid sind auch ein Schritt gegen die weltweite Erderwärmung. Unter deren Folgen leidet beispielsweise Bolivien, das Partnerland der Diözese Hildesheim: Die Andengletscher schmelzen. Dürreperioden wechseln mit sintflutartigen Überschwemmungen. Welche weiteren gravierenden Folgen der Klimawandel für Bolivien hat und was im Rahmen der Partnerschaft dagegen getan werden kann, bildet einen zusätzlichen Schwerpunkt des Nachhaltigkeitsberichts.

„Ich freue mich, dass wir mit unserer Initiative die Verantwortung der Gemeinden für die Bewahrung der Schöpfung stärken konnten“, sagt Generalvikar Dr. Werner Schreer. Er würdigt vor allem das Engagement der ehrenamtlichen Umweltbeauftragten: „Ohne sie hätte wir keinen Erfolg gehabt.“

In den Pfarreien sei ein „grundlegender Wandel des eigenen Lebensstils spürbar“, ergänzt Jürgen Selke Witzel. Dazu braucht es nach Ansicht des Umweltbeauftragten des Bistums „ Einsicht und Mut zur Umkehr, die Bereitschaft zum Teilen und zum Verzicht.“ Auch das gehöre zur Klimaschutzinitiative.

Zudem habe sie die Gemeinden zusammengeführt – zum Beispiel in Sachen Energiebeschaffung, wie Diözesanbaumeister Norbert Kesseler betont. Der gebündelte Energiebedarf von 450 Kirchorten des Bistums mache nicht nur bessere Preise möglich, sondern auch die Umstellung auf Ökostrom. Gemeinschaftliches Engagement für den Klimaschutz helfe nicht nur, Ziele in der Diözese zu erreichen, „sondern unterstützt auch diejenigen, die die Folgen unseres Lebensstils zu erdulden haben“.


Der Nachhaltigkeitsbericht in voller Länge (pdf, 9 MB)

Film: Wie beheizt man eine Kirche richtig?