Geschehenes Unrecht bekennen

Bischöfliches Hirtenwort zur österlichen Bußzeit

Wie schon im Schuldbekenntnis des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle am Aschermittwoch geschehen, greift auch sein Fastenhirtenwort die Sünden der Bistumsgeschichte auf. Es wird am zweiten Fastensonntag in den Gottesdiensten verlesen.

 

 

 

Fünf Sünden der Kirche benennt der Fastenbrief, stellvertretend für das Versagen der Kirche von Hildesheim in seiner zwölfhundertjährigen Geschichte. „Zuerst und vor allem beschämt es mich, dass unsere Geschichte als Kirche zu vielen Zeiten geprägt war von Zwang und Gewalt“, schreibt Trelle. Allzu oft sei die Würde jeder Person zu wenig beachtet worden, heißt es weiter. Der Einsatz für den Frieden sei nicht konsequent genug gewesen, es wurde gar zum Krieg aufgerufen. Im Nationalsozialismus habe sich die Kirche nicht entschieden genug an die Seite der Verfolgten gestellt. Und in der jüngsten Vergangenheit kam es zu sexuellem Missbrauch und Gewalt an Schutzbefohlenen, worüber allzu lange geschwiegen wurde.

„Wer um Vergebung bittet, darf Vergebung nicht einfordern. Sie bleibt unverdientes Geschenk. Wir müssen jenen, die wir um Vergebung bitten, die Freiheit lassen, unsere Entschuldigung anzunehmen oder nicht“, weiß der Bischof. Und: „Vergeben heißt nicht Vergessen. Es geht nicht darum, eine schnelle Entschuldigung zu suchen und sich billig von der Last der Vergangenheit und der Gegenwart zu befreien.“ Aus der Schuld erwachsen aus Sicht des Bischofs Konsequenzen für die Zukunft. Christinnen und Christen müssten die Religionsfreiheit verteidigen und Frieden stiften. Und sie sollen Anwälte der Ohnmächtigen und Rechtlosen sein.

„Das, was geschehen ist, können wir nicht ungeschehen machen. Aber wir können uns durch die Hoffnung auf den verzeihenden Gott aufrichten lassen, um neu anzufangen. Solche Neuanfänge hat es in der Geschichte unseres Bistums immer wieder gegeben“, ermutigt der Bischof die Katholiken in seinem Bistum. Die vielen Menschen, die in unseren Tagen auf der Flucht vor Krieg und Terror sind, bedürften unserer Hilfe. Die Diözese Hildesheim möchte dieses Engagement unterstützen: Der vom Bistum eingerichtete Nothilfe-Fonds für Flüchtlinge will die vielen ehrenamtlichen Projekte und die Arbeit der Caritas für Flüchtlinge fördern und das Bischöfliche Hilfsprojekt im Jubiläumsjahr ermöglicht die medizinische Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung.

 
Der komplette Text des Hirtenwortes (pdf, 228 KB)