Gestalten statt begrenzen

Bischof Norbert Trelle setzt sich beim Katholikentag in Mannheim für Flüchtlinge ein

Hildesheim/Mannheim (bph) Als „maßlose Sünde“ hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle die Tatsache bezeichnet, dass im vergangenen Jahr geschätzte 2.500 Menschen auf der Flucht nach Europa im Mittelmeer ertrunken sind. Bei der Podiumsdiskussion „Aushalten, was nicht gewollt ist. Zur Situation irregulärer Migranten in Deutschland“ auf dem Katholikentag in Mannheim sprach sich Trelle am Donnerstagnachmittag dafür aus, die Zuwanderung von Flüchtlingen eher zu gestalten als zu begrenzen. Bischof Norbert Trelle ist Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Dass Menschen ihre Heimat verlassen, um anderswo bessere Lebensbedingungen zu finden ist kein neues Phänomen. Die Bibel sei voller Wanderungsgeschichten, sagte Bischof Norbert Trelle bei der Podiumsdiskussion in der Mannheimer Mozartschule, bei der er kurzfristig für den erkrankten Essener Weihbischof Franz Vorrath eingesprungen war. Der Bischof erinnerte mit Blick auf die Nachkriegszeit daran, dass gerade das Bistum Hildesheim eine große Erfahrung damit habe, Flüchtlinge einzugliedern.

Illegale Zuwanderer, die das Thema dieser Podiumsdiskussion waren, sind allerdings in einer ganz besonders prekären Lage. Aus ständiger Angst vor Abschiebung meiden sie meist jeden Kontakt zu staatlichen Stellen, nehmen keine Hilfe in Anspruch, sind nicht krankenversichert, schicken ihre Kinder nicht in die Schule oder den Kindergarten. Auch für diese Menschen sei die Kirche da, betonte Trelle nachdrücklich. Selbstverständlich achte die Kirche dabei die Gesetze, die ja auch ihren Sinn hätten, so Trelle, der aber zugleich für mehr Flexibilität plädierte. Gesetze und auch Grenzen sollten Feinde draußen und Freunde nach drinnen lassen: „Von vielen wissen wir aber noch gar nicht, dass sie unsere Freunde sind.“ Gerade die Kirchen gehen nach Trelles Worten in punkto Integration oft genug voran. Der Bischof erzählte von einer Pfarrgemeinde seines Bistums, in der inzwischen die Hälfte der Ministranten farbig sei. Anfangs war dies offenbar für die Alteingesessenen noch etwas ungewohnt, doch längst seien die jungen Menschen voll akzeptiert.

Mit dem Hildesheimer Migrationsbischof diskutierten unter der Moderation von Johannes Knickenberg die Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann (SPD), Hartfrid Wolff (FDP) und Dr. Matthias Zimmer (CDU). Trotz gelegentlicher, durchaus vorhersehbarer parteipolitischer Scharmützel waren sich alle Diskutanten im Prinzip darüber einig, dass die Situation illegaler Migranten verbessert werden müsse und dass dafür schon einiges getan worden sei, wenn auch bislang zu wenig. Gerade vor dem Hintergrund eines wachsenden Fachkräftemangels könne es sich Deutschland nicht leisten, arbeitswilligen und gut integrierten Zuwanderern das dauerhafte Aufenthaltsrecht zu verweigern.

Das Bistum Hildesheim ist auf dem Mannheimer Katholikentag mit einem eigenen Stand (VII-19) auf der Bistumsmeile am Alten Messplatz in Mannheim vertreten. Dort stellt die Diözese erste „Früchte“ ihrer Lokalen Kirchenentwicklung vor, auch in Form von Fruchtgummis und Magneten in Früchteform. Neben Bischof Norbert Trelle sind noch weitere Vertreter des Bistums bei Veranstaltungen zu hören. Der 98. Deutsche Katholikentag findet seit Mittwochabend, 16. Mai, in der Quadratestadt Mannheim statt. Er steht unter dem Motto „Einen neuen Aufbruch wagen“. Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) und das Erzbistum Freiburg als Veranstalter erwarten dazu bis zum Abschlussgottesdienst am kommenden Sonntag, 20. Mai, nach eigenen Angaben mindestens 60.000 Teilnehmer.