Gut beschützter Gotteshügel

Grabungen weisen eine frühe karolingische Mauer am Hildesheimer Domhof nach

Hildesheim (bph) Der Hildesheimer Domhof war schon sehr früh mit einer Mauer umgeben. Ausgrabungen im Zusammenhang mit der Domsanierung haben jetzt Mauerreste mit Fundamenten von zwei Metern Breite aus der Zeit um 815 freigelegt. So frühe Stadtmauern seien sehr selten und bisher durch eine Grabung nur für Paderborn sicher nachgewiesen, sagte der Hildesheimer Diözesankonservator Prof. Dr. Karl Bernhard Kruse am Donnerstag bei einem Ortstermin.

Diese Befestigungsmauer aus der Zeit der Karolinger wurde schon im vergangenen Winter vor und im Bereich der ehemaligen Antoniuskirche neben dem Dom angegraben. Inzwischen ist ihr Verlauf sichtbar geworden. Unmittelbar neben dieser Sandsteinmauer liegen auch die Fundamente des Gunthardomes aus der Zeit um 825. Mit Hilfe der Stratigraphie, also der Datierung von Gesteinen anhand organischer und anorganischer Merkmale, konnte Kruse jetzt nachweisen, dass die Befestigungsmauer etwa ein Jahrzehnt älter ist als die Fundamente des Gunthardoms. Dies bedeutet, dass der Domhügel bereits unmittelbar nach der Bistumsgründung im Jahre 815 ummauert wurde. Die Reste der Befestigungsmauer sollen in das neue Dom- und Diözesanmuseum integriert werden, das an dieser Stelle entsteht und werden dort einmal im Erdgeschoss zu sehen sein.

Weiter freigelegt haben die Archäologen auch die schon mehrfach angegrabene „Bernwardsmauer“ unmittelbar vor der Antoniuskirche, die wesentlich jünger ist als die karolingische Befestigungsmauer und vermutlich einmal sechs Meter hoch war. Hier ist neben dem Fundament auch Mauerwerk zu sehen. Diese Sandsteinmauer aus der Zeit um 1000 sitzt im Osten des Domhügels auf dem gewachsenen Lehm des Hügelfußes, der jedoch hin und wieder bei Hochwasser vom Fluss Treibe überflutet worden ist. Dabei hat sich Auelehm gebildet, der sowohl vor als auch hinter der Bernwardsmauer nachgewiesen werden kann. Die Bernwardsmauer wurde schon 1986 bis 1988 im Westen des Domhügels nachgewiesen. Genau wie dort hat sich die Bernwadsmauer offenbar auch im Osten des Hügels nach außen geneigt und drohte den Hang herabzurutschen.

Wohl in der Zeit um 1300 ist daher mit einem Abstand von gut zwei Metern eine neue Stadtmauer vor die Bernwardsmauer gebaut worden, von der in den letzten Wochen ebenfalls das Fundament und erste Steinlagen gefunden wurden. Auch dies kennt man schon von früheren Grabungen im Westen des Domhügels vor der Antoniusschule und dem Parkplatz des Bernwardskrankenhauses. Offenbar haben die Bürger der Stadt Hildesheim damals ihre Mauer vor die ältere Bischofsmauer gebaut. Zwischen diesen beiden Mauern gibt es einen Abwasserkanal aus Eichenbohlen auf Kanthölzern, der sehr gut erhalten ist, weil er noch heute im Grundwasser liegt.

Spätestens im 17. Jahrhundert ist vor die Bernwardsmauer eine weitere Mauer gebaut worden, deren Verlängerung nach Norden heute noch aufrecht vor dem Garten des Joseph-Godehard-Hauses steht. Diese Mauer ist im aufgegrabenen Bereich mit der Bernwardsmauer zu einem über drei Meter breiten Fundament zusammen geschmolzen. Seit der frühen Neuzeit ist dann der Zwischenraum zu einem vermutlich überwölbten Abwasserkanal ausgebaut worden, der im 19. Jahrhundert mit einem ovalen Backsteinkanal erneuert worden ist.