Harter Stein für hohe Sicherheit

Bistum Hildesheim pflastert Domhof mit zertifiziertem indischem Sandstein

Hildesheim/Freiburg (bph) Große Steine gehören nicht in kleine Kinderhände! Das Bistum Hildesheim nutzt daher bei der Neupflasterung seines Domhofs ausschließlich Natursteine aus Indien, die nachweisbar nicht durch Ausbeutung von Kindern hergestellt wurden. Dies bestätigt das XertifiX-Siegel, das alle am Hildesheimer Domhof verwendeten Steine tragen.

Ein Edelstein kommt erst dann zur Geltung, wenn auch die Fassung stimmt. Im Rahmen der Sanierung des Hildesheimer Doms lässt das Bistum daher seit Mai 2010 für rund zweieinhalb Millionen Euro auch die unmittelbare Umgebung des Doms – den Domhof – umgestalten und neu pflastern. Rund die Hälfte der Arbeiten, die bis zur Eröffnung des Doms im August 2014 abgeschlossen sein sollen, ist nun getan.

Der größte Teil der etwa 15.800 Quadratmeter Grundfläche wird mit indischem Sandstein gepflastert: 10.000 Quadratmeter entfallen auf Kleinsteinpflaster, 1.750 Quadratmeter auf Großsteinpflaster und 350 Quadratmeter auf Rinnenpflaster. Unmittelbar am Dom, im Bereich der Domtraufe, lässt das Bistum auf etwa 650 Quadratmetern Kalkstein verlegen. Der Rest entfällt auf andere Steinsorten.

Das Bistum hat sich nach eingehender Prüfung vor zwei Jahren für indischen Sandstein entschieden, weil dieser anderen Steinarten in vielerlei Hinsicht überlegen ist: So zeigt sich der indische Baustoff fast doppelt so druckfest wie deutsche Sandsteinvarianten und nimmt nur halb so viel Wasser auf. Außerdem ist er weitgehend unempfindlich gegen den Wechsel von Frost und Tauwetter und auch Tausalz macht ihm kaum etwas aus. Für den Hildesheimer Domhof kam nur ein solcher harter und widerstandsfähiger Stein in Frage, denn dieser Platz ist zugleich die einzige Zufahrt zum angrenzenden Bischöflichen Gymnasium Josephinum. „Im Notfall müssen dort schwere Rettungsfahrzeuge wie zum Beispiel Feuerwehrlöschzüge parken“, erklärt Diözesanbaumeister Norbert Kesseler, Leiter der Abteilung Immobilien im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim, „wir können nicht riskieren, dass im Notfall weiche Sandsteinplatten brechen und sich dadurch die Rettung von Schülern verzögert“. Harter Stein für hohe Sicherheit!

Natürlich weiß auch das Bistum, dass in indischen Steinbrüchen häufig Kinder unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. „Wir lehnen die Ausbeutung von Kindern kategorisch ab und haben uns daher für Steine entschieden, die das XertifiX-Siegel tragen“, stellt Generalvikar Dr. Werner Schreer als Leiter der Domsanierung klar. Tatsächlich bestätigt dieser Freiburger Verein, dass der Lieferant des Bistums nur Sandstein bezieht, der dem Zertifizierungsverfahren von XertifiX unterliegt. „Es wird bescheinigt, dass unangekündigte, unabhängige Kontrollen in den Steinbrüchen stattfinden und keine verbotene Kinder- und Sklavenarbeit angetroffen wurde“ heißt es in dem Zertifikat.

Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) müssen weltweit 115 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten, viele davon in indischen Steinbrüchen. Dem will der Verein XertifiX entgegenwirken, erläutert Ingrid Sehrbrock, stellvertretende Vorsitzende des DGB und 1. Vorsitzende von XertifiX: „Mit der Beschaffung zertifizierter Natursteine werden durch unangekündigte Kontrollen Kinderarbeit in Indien verhindert, die Arbeitsbedingungen der erwachsenen Arbeiter schrittweise verbessert und Sozialprojekte für die Betroffenen möglich gemacht. Mit nur einem kleinen Aufpreis für die Zertifizierung lässt sich damit im Produktionsland viel erreichen“, so die XertifiX-Vorsitzende. „Wir sind daher froh, dass das Bistum Hildesheim sich für Steine mit XertifiX-Siegel entschieden hat und mit gutem Beispiel vorangeht“, meint der Geschäftsführer des Vereins, Dr. Walter Schmidt, und hofft, dass viele öffentliche Beschaffer nachziehen werden.

XertifiX wurde 2005 gegründet und bekämpft die Kinder- und Sklavenarbeit. Der Verein will laut Satzung die deutsche Öffentlichkeit für sozialverträglich hergestellte Produkte aus Naturstein und Dienstleistungen sensibilisieren. Außerdem vergibt er ein Zertifikat für Natursteine, das die Einhaltung sozialer Mindeststandards, insbesondere den Nichtgebrauch von Kinder- und Sklavenarbeit, für die Gewinnung und Weiterverarbeitung im Herkunftsland testiert. Schirmherr ist der ehemalige Bundesarbeitsminister Dr. Norbert Blüm. Die 1. Vorsitzende Ingrid Sehrbrock wird unterstützt von Prof. Josef Sayer, dem ehemaligen Hauptgeschäftsführer des bischöflichen Hilfswerkes MISEREOR, als 2. Vorsitzenden.

Hintergrundinformationen zur Domsanierung