Hat Gott eine CD gebrannt?

Theologen und Chemiker sprachen in Hildesheim zur Schöpfungs- und Evolutionstheorie

Hildesheim (bph) Der Mensch hat sich über Jahrmillionen entwickelt, aber seine Evolution hat ein Ziel. Darin waren sich Pfarrer Dr. Werner Schreer und Theologe und Chemiker Dr. Egbert Ballhorn einig. Sie sprachen am Donnerstagabend in der Hildesheimer „Arbeitsstelle für pastorale Fortbildung und Beratung“ (AFB) über „Schöpfung oder Evolution? Was soll ich glauben. Was muss ich glauben?“


Hat Gott die Welt wirklich in sechs Tagen geschaffen? Wissenschaftler behaupten dagegen, der Mensch habe sich in Millionen von Jahren entwickelt. Wie passt das zusammen? Alte Fragen, die durch einen Gastbeitrag des Wiener Kardinals Christoph Schönborn in der „New York Times“ wieder aktuell wurden und Anlass für den Informationsabend in der AFB waren. Die Reaktionen auf Schönborns Artikel hätten gezeigt, dass der Dialog zwischen Glaube und Naturwissenschaft wieder neu gesucht werden müsse, so die Referenten.

Als Naturwissenschaftler erklärte Ballhorn den zahlreichen Zuhörern, darunter vielen Schülerinnen den Marienschule, sehr anschaulich und unterhaltsam die Evolutionstheorie. Der Mensch – ein Verwandter des Affen? Die Natur – ein Zufallsprodukt? Chemiker Ballhorn stellte klar: Die Naturwissenschaft kann weder beweisen, dass es Gott gibt, noch dass es ihn nicht gibt.

Aber wie verhält es sich denn nun mit der Schöpfungsgeschichte, nach der Gott die Welt angeblich in sechs Tagen geschaffen hat? „Diese Erzählung will gar nichts über das Werden der Welt aussagen, sie ist mehr ein Lied als ein Bericht“, lautete Ballhorns überraschende Erklärung als Theologe. Die Welt mit ihren vielfältigen Lebensräumen, mit ihren Rhythmen von Tag und Nacht, von schöpferischer Arbeit und Ruhe wird darin als von Gott eingerichtetes Lebenshaus beschrieben. „Dieser Text will Glaube und Zuversicht wecken, nicht Informationen vermitteln“, so Ballhorn. Daher trete er nicht in Konkurrenz zur Evolutionstheorie.

Und wie ist das nun mit der Schöpfung. Ist sie Zufall oder hat sie ein Ziel? Dr. Werner Schreer bot den fasziniert lauschenden Gästen eine bestechende Theorie, die das Reich des Glaubens und die Wissenschaft zusammen bringt: Die Schöpfung sei wie eine Musik-CD, bei der die Wissenschaft nur die Rillen erkennen und beschreiben könne. Der Glaube dagegen sei sicher, dass dahinter eine Melodie stehe, auch wenn sie nicht zu hören sei. „Zwei völlig verschiedene Ebenen, die man nicht vermischen darf“, so Schreer, „und doch greifen sie ineinander.“