Hauptstädtische Hasslieben

Joachim Hake sprach beim Jahresempfang des Hildesheimer Bischofs

Hildesheim/Marienrode (bph) „Arm, sexy – religionskritisch“: Die deutsche Hauptstadt Berlin tut sich schwer mit der Religion. Joachim Hake muss es wissen. Als Direktor der Katholischen Akademie in Berlin sprach er am Donnerstagabend, 28. Juni, in Marienrode beim Jahresempfang von Bischof Norbert Trelle zum Thema: „Politiker sind nicht fertig. Berliner Grenzgänge zwischen Religion und Politik“. Für die Zukunft sieht der Theologe dabei drei konkrete Herausforderungen.

Es wurde ein kurzweiliger, fast feuilletonistischer Spaziergang durch das religiöse und politische Berlin, zu dem der Referent die Gäste bei schwüler Hitze in der kühlen Klosterkirche mitnahm. Ausgehend von der Kuppel des Reichstags führte Hake die Zuhörer verbal zur Hedwigskathedrale, über den Bebelplatz zum Dorotheenstädter Friedhof und verweilte schließlich lange bei der Katholischen Akademie, die der Emsländer seit 2007 leitet. Seine Erfahrung aus einem halben Jahrzehnt Hauptstadtluft: „Berlin hat ein eigenartiges Verhältnis zur Religion“. Einerseits ist die Hauptstadt eine Hochburg des engagierten Atheismus, eher religionsunfreundlich, andererseits dennoch neugierig auf den Glauben. Hake erinnerte an den verlorenen Kampf um den Religionsunterricht in staatlichen Schulen und heftige Polemik gegen den Papst, konnte aber auch vom Religionsdialog berichten, den der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit im Jahre 2010 weitgehend unbemerkt angestoßen hat.

Insgesamt, so Hake, sei seit der Wiedervereinigung vieles gut gelaufen zwischen Kirchenvertretern und Politikern in Berlin. Dazu habe nicht zuletzt auch die Katholische Akademie beigetragen, die nach der Wende von engagierten Bischöfen und Laien gegründet wurde. Nach Hakes Einschätzung hat die Akademie viel dazu beigetragen, das Gespräch zwischen Politik und Religion in Gang zu bringen und katholische Positionen in den gesellschaftlichen Diskurs mit einzubringen.

Drei Herausforderungen sieht der Akademiedirektor in den kommenden Jahren auf die Gesellschaft und insbesondere die Christen zukommen: Zum einen gelte es, die wirtschaftliche Einigung Europas in Zukunft „nachholend zu vertiefen“ und sich auf die gemeinsamen Grundlagen zu besinnen. Zum Zweiten müsse der Dialog mit dem Islam verstärkt werden, vor allem in theologischer Hinsicht. Und ein Drittes wünscht sich Hake für die Zukunft: Junge Menschen, die oft genug in einem glaubensfernen Umfeld aufwachsen, mit den Grundlagen des Glaubens bekannt zu machen, auch um ihnen eine geistige Heimat geben zu können.

Joachim Hake ist in Lingen im Emsland geboren und in Ostfriedland aufgewachsen. Er studierte katholische Theologie in Münster und Rom und kam dabei nach eigenen Worten „mit der Weite des Katholischen“ in Kontakt. Sein Hauptinteresse gilt seitdem dem spannungsreichen Verhältnis von Christentum und Moderne, von Theologie, Kultur und Politik. Seit 2007 leitet Hake die Katholische Akademie Berlin.

Zum diesjährigen Jahresempfang in Marienrode konnte Bischof Norbert Trelle zahlreiche Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft begrüßen, darunter auch den niedersächsischen Finanzminister Hartmut Möllring.