Hineingestellt in die Natur

Bischof Norbert Trelle eröffnete den „Aschermittwoch der Künstler“ mit Klaus Stümpel

Hildesheim (bph) Das Werk von Klaus Stümpel erinnere ihn an die Vergänglichkeit des Seins, sagte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle am Sonntagabend bei der Eröffnung des diesjährigen „Aschermittwoch der Künstler“ im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim. Dort stellt Klaus Stümpel unter dem Titel „Federstaub“ vom 2. Februar bis zum 11. April Malereien, Collagen und Skulpturen von Vögeln aus. Mit seinen Arbeiten fordert der Künstler nach dem Urteil des Bischofs auch zu einem neuen Umgang mit der Schöpfung heraus.

Die Ausstellung stellt nach Trelles Urteil entscheidende Fragen: Was bleibt? Was kommt? „Damit lädt sie uns zur Auseinandersetzung mit der Grundfrage unserer Existenz ein“, sagte der Bischof vor zahlreichen Gästen im Vortragssaal des Roemer- und Pelizaeus-Museums. Insofern ergebe sich in Stümpels Werk ein Anknüpfungspunkt für den Dialog mit der christlichen Botschaft. Das Leben und die Lebensweise müssten im Blick auf die ganze Welt überprüft werden, so Trelle weiter, denn „Solidarität mit benachteiligten Menschen und Solidarität mit der Schöpfung ist Auftrag der Christen!“

Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Johannes Zahlten, einer der Kuratoren der Ausstellung, stellte den „Federstaub“ des Braunschweiger Künstlers in einen größeren kunsthistorischen Zusammenhang mit mittelalterlichen Falknerbüchern und Darstellungen des Heiligen Franziskus mit Vögeln. So wie die damaligen Künstler die Natur beobachtet haben und sich aneigneten, schließlich künstlerisch neu erschafften, so arbeite auch Klaus Stümpel mit seinen Motiven, erklärte der Kunsthistoriker.

Kennzeichnend für Stümpels Werk sind Vogeldarstellungen, die durch „eine überdimensionale Vergrößerung eine andere Wertigkeit erhalten und so zu mysteriösen, bedrohlichen Vogelmonumenten werden“, wie der Künstler selbst formuliert. Ihn faszinieren Vergehen und Zerfall als Kennzeichen alles Irdischen. Von Jugend an hat Stümpel die Natur und Vögel beobachtet und daraus seine Werke entwickelt. „Mich faszinieren alle noch nicht von der Zivilisation verstellten und geglätteten Erscheinungen. Die Welt und das Wesen der Vögel ist für mich immer eine unerreichbare Ebene gewesen“, bekennt der Künstler. Jahrelang hat Stümpel selbst Vögel gezüchtet, gefangen, gefüttert, gepflegt, Behausungen für sie gebaut und dabei auch gemalt.

Klaus Stümpel wurde 1941 in Braunschweig geboren. Nach Schulzeit und Lehre als Plakat- und Kinomaler ging er von 1962 bis 1965 nach Skandinavien, wo er als Hilfsarbeiter, Tellerwäscher und beim Wanderzirkus arbeitete. Danach studierte er bis 1972 Freie Malerei an der HBK Braunschweig und wurde 1969 bis 1972 durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert. 1972 war Stümpel Meisterschüler bei Prof. Roland Dörfler. 1975 bis 1980 hatte der Künstler Lehraufträge an der HBK Braunschweig und erhielt 1983 einen Ruf dorthin. 1984 bis 1985 arbeitete er in der Villa Massimo in Rom.

1979 wurde Stümpel mit dem Kunstpreis der Stadt Nordhorn ausgezeichnet und erhielt ein Niedersächsisches Künstlerstipendium. 1981 folgten der Bernhard Sprengel-Preis für Bildende Künste, Hannover, und der Villa Massimo-Preis, Rom. Klaus Stümpel lebt und arbeitet in Räbke und Acqapendente, Italien.

Kuratoren des Aschermittwoch der Künstler sind Prof. Dr. Michael Brandt, Direktor des Dom-Museums und der Künstler Prof. Gerd Winner von der Akademie der Künste in München.

Information:
Aschermittwoch der Künstler 2010: „Federstaub“,
Roemer- und Pelizaeus-Museum, Am Steine 1-2, 31134 Hildesheim,
2. Februar bis 11. April 2010, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr,
Führungen am 14. und 28. Februar, 14. und 28. März, jeweils 16 Uhr
Literaturabend am Aschermittwoch, 17. Februar, 20 Uhr,
Dombibliothek, Domhof 30, 31134 Hildesheim