Hoher Unterrichtsausfall im Fach „Katholische Religion“

Lehrkräfte treffen sich zum „Tag der Religionslehrerinnen und Religionslehrer“ im Bistum Hildesheim

Hildesheim (bph) Die besorgniserregende Unterrichtsversorgung im Fach „Katholische Religion“ beklagte PD Dr. Jörg-Dieter Wächter, Direktor der Hauptabteilung Bildung im Bischöflichen Generalvikariat auf dem „Tag der Religionslehrerinnen und Religionslehrer“ am Montag in Hildesheim. Das Treffen der knapp 400 Lehrkräfte aus dem gesamten Bistum Hildesheim im Bischöflichen Gymnasium Josephinum stand unter der Überschrift „Mehr als Reden über Religion“.

„Der Lehrermangel ist sicherlich ein Aspekt, aber wir wären ja schon froh, wenn alle mit Lehrerlaubnis für Katholische Religion auch unterrichten würden“, sagte Wächter zur Eröffnung des Tages. Er wies darauf hin, dass an immer mehr Schulen im Bistum der katholische Religionsunterricht zugunsten anderer Fächer ausfällt. In Vertretung für den niedersächsischen Kultusminister Bernd Busemann sicherte der leitende Ministerialdirigent Heinz -Wilhelm Brockmann dem Bistum in dieser Frage die Unterstützung der Landesregierung zu. Man wolle über die Schulaufsicht verhindern, dass es zu einer „schleichenden Aushöhlung unserer Verfassung kommt“, welche die ausreichende Versorgung mit Religionsunterricht garantiert.

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle betonte in einem Podiumsgespräch, wie wichtig es sei, „im schulischen Bereich Erfahrungsräume des gelebten Glaubens zu eröffnen.“ Die Vermittlung von Glaubensinhalten sei außerdem unentbehrlich für die Entwicklung eines eigenen Standpunktes, um so auf eine Grundlage für die Auseinandersetzung mit anderen religiösen Richtungen und Meinungen bauen zu können.

Da Kinder heutzutage durch ihr Elternhaus immer weniger religiöses Basiswissen und Glaubenserfahrungen mitbrächten, müsse der Religionsunterricht seine Inhalte auch erfahrbar machen, forderte Gastredner Prof. Dr. Hans Mendl, Religionspädagoge an der Universität Passau, in seinem Vortrag. Dazu gehöre dann beispielsweise das Gebet und die Meditation, damit dem Unterricht nicht die „praktische Betätigung“ zur Theorie fehle. „Jeder findet es doch auch selbstverständlich, dass der Musikunterricht nicht nur aus der Notenlehre besteht“, unterstrich Mendl seine These.

In anderen Schulfächern werden die Schüler ebenfalls mit neuen Inhalten konfrontiert, deren Erprobung Teil des Unterrichts sei, so der Pädagoge. Der Religionsunterricht könne auch Glaubenspraxis vermitteln und damit „Geschmack auf mehr machen“, müsse es jedoch immer bei „unverbindlichen Tastversuchen“ belassen und keine „nachhaltigen Forderungen zur Ausübung“ beinhalten. Die „Inszenierung“ von Glaubensinhalten in einem solchen „performativen“ Religionsunterricht könne die unterschiedlichsten Formen annehmen: Vom 24-Stunden-Chat zum Thema Religion, über die Begegnung mit „Heiligen des Alltags“, bis zum Besuch von Kirchen und Friedhöfen nannte der Passauer Hochschullehrer einige Beispiele.

Am Nachmittag konnten die Teilnehmer der Veranstaltung, die in dieser Form das letzte Mal 1999 stattgefunden hatte, unter 23 Workshops mit unterschiedlichen religionspädagogischen Inhalten wählen. Anschließend wurde im Rahmen eines Gottesdienstes an 49 Lehrerinnen und Lehrer die „Missio Canonica“ überreicht, eine Art Sendungsurkunde mit der Beauftragung zur Erteilung von katholischem Religionsunterricht.