Hostie auf dem Hügel

Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger erinnert bei der Ottbergener Wallfahrt an den Weltjugendtag

Hildesheim/Ottbergen (bph) Jugend sucht Orientierung, gerade auch bei der Kirche. Das habe der Weltjugendtag in Köln gezeigt, sagte Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger am Sonntagnachmittag in seiner Predigt bei der großen Wallfahrt in Ottbergen zum Abschluss der Kreuzwoche 2005 im Bistum Hildesheim.


Was war der bewegendste Moment des Weltjugendtages? Für Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger jener Augenblick, als 800.000 Jugendliche bei der Vigil mit Papst Benedikt XVI. still die Hostie auf dem Altarhügel anbeteten. „Jetzt wissen wir, was unsere Gesellschaft dieser Jugend schuldet“, sagte Schwerdtfeger und konnte sich einen Seitenhieb gegen deutsche Jugendpolitiker nicht verkneifen: „Die Freude, mit der die Jugend Christus gefeiert hat, ist auch ein Protest gegen jene, die seit 1968 glauben, die Maßstäbe der Jugend festlegen zu können.“ Junge Menschen suchen sich neue Maßstäbe, so der Weihbischof weiter, und sie suchen diese Maßstäbe in der Mitte des Lebens.

Nach Ansicht Schwerdtfegers ist der Erfolg des Weltjugendtags auch eine Anfrage an die Gemeinden im Bistum Hildesheim. „Haben wir wirklich immer versucht, Christus in der Eucharistie zu suchen?“ fragte der Weihbischof in die Menge. Das Bistum Hildesheim steht nach Schwerdtfegers Worten vor großen Herausforderung. Bei der Zusammenlegung von Gemeinden werde der Gottesdienst vielerorts künftig in größeren Kirchengemeinden gefeiert. Dabei könne der Weltjugendtag helfen, größere Gemeinschaften auch als Chance zu erkennen. Als Chance, Trennlinien zu überwinden. Vielleicht sei das Bistum dann eines Tages nicht mehr jenes Bistum mit dem deutschlandweit schlechtesten Gottesdienstbesuch. „Wenn viele zur Eucharistiefeier aufbrechen, dann gehen auch andere mit“, gab der Weihbischof den mehrere Tausend Besuchern mit auf den Weg.

Entstanden ist die Ottbergener Wallfahrt 1680, in den Jahren der Pest. Nachdem ein Schäfer auf einer Anhöhe bei Ottbergen die Vision eines Kreuzes gehabt hatte, pilgerten die Menschen aus der Umgebung dorthin, um für Rettung vor der Pest zu beten. Eine erste Kapelle aus Holz musste 1727 einer größeren Steinkapelle weichen. Im 18. Jahrhundert wurde die Wallfahrt durch eine Kreuzreliquie bereichert. Zum 300. Jubiläum der Ottbergener Wallfahrt 1980 förderte der damalige Bischof Heinrich Maria Janssen die Neugestaltung der Kapelle. Von wenigen Unterbrechungen abgesehen, zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg, wurde die große Ottbergener Wallfahrt jedes Jahr durchgeführt.