Josephinum feiert 1200-jähriges Bestehen

Bischof Norbert Trelle ist stolz auf älteste Domschule der Welt

Ein Festgottesdienst mit dem Hildesheimer Bischof Norbert Trelle und eine von Schülern gestaltete Matinee – so feierte das Bischöfliche Gymnasium den Josefstag im Jubiläumsjahr. „Für uns ist dies so etwas wie der offizielle Festakt zum 1200-jährigen Schuljubiläum“, sagte Schulleiter Benno Haunhorst.

 

Schon bei der Begrüßung im Dom durch Bischof Norbert Trelle wurde die enge Beziehung von Bistum, Stadt und Schule deutlich. „Alle drei feiern in diesem Jahr ihr 1200-jähriges Jubiläum“, sagte Bischof Trelle. Die gemeinsamen Wurzeln verbinden: Dom und das Josephinum als direkter Nachfolger der alten Domschule „pflegen eine lebendige Nachbarschaft“. Die Tatsache, dass das Josephinum die älteste Domschule der Welt sei, die sich ununterbrochen in Trägerschaft der Kirche befindet, mache ihn als Bischof ein bisschen stolz. „Und ich bin mir meiner Verantwortung gegenüber der Schule bewusst“, versicherte Trelle.

Schon bei der Romfahrt der Schule im vergangenen September hatte der Josephinerchor einen Schulgottesdienst im Vatikan musikalisch mitgestaltet. Als nun der Chor im Hildesheimer Dom sang, meinte eine Schülerin: „Das war eben fast so ein Gefühl wie im Petersdom.“

Zeitreise durch die Schulgeschichte

Bei der anschließenden Matinee luden die Schüler die Gäste zu einer Zeitreise ein. Vom Unterricht in der Domschule im Jahr 815, über die Pädagogik zur Zeit des Lehrers, Forschers und Theologen Johannes Leunis im 19. Jahrhundert, bis zum aktuellen Schulleben war alles vertreten. Theater AG, die Traditions-Schülervereine, Saxonia (Turnen), Hercynia (Musik) und Teutonia (Literatur) und viele andere Schülergruppen und auch Lehrer wirkten bei der Matinee mit. Als Bischof Trelle einen Romschal des Josephinums geschenkt bekam, sagte er: „Jetzt fühle ich mich ein bisschen wie Papst Franziskus.“ Und erinnerte daran, dass der Papst geschickt einen solchen Schal bei der Audienz auf dem Petersplatz gefangen hatte.

Drahtplastik erinnert an Gefallene der beiden Weltkriege

Der Festtag des Josephinums endete mit einem ernsten Akzent. „Auch wenn wir allen Grund zum Feiern haben, wollen wir unsere Toten nicht vergessen“, sagte Haunhorst. Seit Jahrzehnten erinnert eine Drahtplastik im sogenannten Totenkeller der Schule an die Schüler, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben. Im vergangenen Schuljahr hatten sich Oberstufenschüler mit diesem Thema auseinandergesetzt, eine Homepage dazu erstellt – und wurden in Berlin im Rahmen des Wettbewerbs „denktag 2014“ für ihre Arbeit ausgezeichnet.

Emily Bringmann und Tim Kusior hängten die Plastik im Innenhof der Schule auf. Wie die beiden Oberstufenschüler ausführten, stellt die Drahtplastik zwei Bäume dar, die sich an den Kronen und Wurzeln so berühren, dass in der Mitte der Umriss eines Kreuzes entsteht. „Die beiden Bäume stehen jeweils für die Opfer der Kriege. Die Berührung der Äste deutet die Verbindung der Kriege und Opfer an. Das Kreuz in der Mitte steht für den Tod und die Leere, die die Verstorbenen Mitschüler in der Gemeinschaft der Josephiner hinterlassen haben. Aber es ist auch das Zeichen der Hoffnung und zeigt, dass die Verstorbenen bei Gott im Himmel ruhen“, erklärte Kusior.

Angefertigt hatte die Plastik der Kunstlehrer Friedrich Herzog 1962. Seitdem fristete sie einen Platz im Kellerdunkel. „Aber die Toten gehören zu uns und zu unserer Schule dazu. Deshalb holen wir sie aus dem Dunkel heraus mitten in das Schulleben hinein“, bekräftigte Bringmann. „Für mich ist das ein ganz besonderer Augenblick“, verriet Anita Herzog. Die 85jährige Witwe des Künstlers war selbst Kunstlehrerin am Josephinum und war sichtlich gerührt.

Wilhelm Buerstedde (86) war selbst in der Zeit des Zweiten Weltkriegs Schüler des Josephinums. Er berichtete von der Kriegszeit und wie er die Bombardierung Hildesheims am 22. März 1945 und die Zerstörung seiner Schule erlebt hat. Buerstedde bedankte sich beim Geschichtskurs um Lehrerin Maren Prey. Für ihn bedeute die Plastik auf der einen Seite Erinnerung an die getöten Josephiner. „Aber sie ist mehr. Sie ist auch die Mahnung, dass so etwas nie wieder passieren darf“, betonte der ehemalige Josephiner.