Keine Prävention ohne Aufklärung

Pater Klaus Mertes hielt Vortrag bei Fachtagung in Hannover

Aufklärung, Gerechtigkeit und Prävention sind unabdingbar, um sexuellen Missbrauch in kirchlichen Institutionen aufzuarbeiten - das hat Pater Klaus Mertes SJ deutlich gemacht. Der Direktor des Kollegs St. Blasien hat am Montag bei einer Fachtagung zur Prävention von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche in Hannover einen Vortrag gehalten. In das Tagungshaus St. Clemens waren rund 90 Wissenschaftler, kirchliche Mitarbeiter und Interessierte aus ganz Deutschland gekommen.

Mertes hatte 2010 als damaliger Leiter des Canisiuskollegs in Berlin die Aufklärung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ins Rollen gebracht. Eine Schlüsselerkenntnis sei damals für ihn gewesen: „Sexualisierte Gewalt findet systematisch statt, nicht als Übersprunghandlung, weil der Druck zu groß ist.“ Dies sei dann möglich, wenn „das System blind ist“.

Betroffenen Glauben zu schenken, hinzuhören, sei unverzichtbar. Werde das Gegenteil getan, stärke dies die Täter. Die Aufklärung von Missbrauchsfällen sei ein Akt der Gerechtigkeit, ein Signal an die Opfer sexualisierter Gewalt, dass deren Leid anerkannt werde. „Wenn in der Aufklärung nicht weitergemacht wird, verliert die Prävention ihre Wirkung“, so Mertes.

Der Hannoveraner Propst Martin Tenge forderte eine „Kultur des Hinschauens“. Mit Blick auf die Anstrengungen des Bistums Hildesheim in punkto Prävention, sagte Tenge, es habe sich einiges getan, man habe die Krise als Chance begriffen. „Ich sage bewusst und in aller Demut: Wir sind noch nicht am Ziel.“

In einem aufwendigen Programm sollen bald alle ehrenamtlich- und hauptamtlichen Mitarbeiter der Kirche zum Thema Prävention von sexualisierter Gewalt im gesamten Bistum komplett geschult worden sein. „Unsere Mitarbeiter müssen sich in klaren Strukturen bewegen, in denen sie handeln können“, sagte die Präventionsbeauftragte des Bistums Hildesheim, Jutta Menkhaus-Vollmer. „Sie müssen eine innere Haltung entwickeln, damit die Kirche ein sicher Ort für Kinder und Jugendliche wird.“

Veranstalter der Fachtagung waren das Bistum Hildesheim (Fachstelle Prävention von sexuellem Missbrauch und zur Stärkung des Kindes- und Jugendwohles) und die Katholische Erwachsenenbildung in der Diözese Hildesheim. Die Veranstaltung richtete sich an alle im Bereich der Prävention von sexualisierter Gewalt Aktive, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in kirchlichen Institutionen und an alle am Thema Interessierte. Sie gehört zum Programm des Jubiläums 1200 Jahre Bistum Hildesheim.