Kinderrente gegen Kinderarmut

Prof. Kruip bietet beim Neujahrsempfang des Hildesheimer Diözesanrat ungewöhnliche Vorschläge zur Generationengerechtigkeit an

Hildesheim (bph) Eine "Kinderrente" und mehr Elterngerechtigkeit fordert Prof. Dr. Gerhard Kruip, Direktor des Forschungsinstitut für Philosophie Hannover, um die Rente zukunftsfähig zu machen. Dazu müsse allerdings der Generationenvertrag erweitert werden, sagte Kruip am Samstag beim Neujahrsempfang des Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim.

Ein Thema mit Zündstoff hatte der Diözesanrat für seinen Neujahrsempfang 2005 gefunden: "Die Zukunft der Rente zwischen Generationengerechtigkeit und Elterngerechtigkeit". Mit Prof. Kruip sprach ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet. Der hielt sich nicht lange mit den bekannten Fakten auf: Es werden immer weniger Kinder geboren, die Rente dagegen muss für immer älter werdende Menschen reichen. Die wirklichen dramatischen Veränderungen in der Altersstruktur kommen erst in zehn bis 15 Jahren auf Deutschland zu, rechnete Kruip vor, doch diesen Zeitraum müsse man unbedingt für Reformen nutzen.

Dazu würde Kruip gerne den Zwei-Generationenvertrag zwischen Arbeitnehmern und Rentnern zu einem Drei-Generationenvertrag umbauen. Warum, so fragte der Professor, ist die Rente eine Aufgabe der Allgemeinheit, die Erziehung von Kindern dagegen Privatsache? Viel besser wäre doch, wenn Arbeitnehmer auch Steuern für die Erziehung von Kindern zahlen müssten. Diese Steuer käme dann den Kindern beziehungsweise deren Eltern in Form eines Elternerziehungsgehaltes zugute. Damit könnten Männer oder Frauen Kinder erziehen, ohne Einbußen in der Rente hinnehmen zu müssen. Kinderlose Erwachsene dagegen würden von dieser "Kinderrente" nicht profitieren. In Kruips Augen wäre dies auch ein Beitrag zu mehr Elterngerechtigkeit zwischen jenen Erwachsenen, die Kinder erziehen und den kinderlos Gebliebenen. Aber, so stellte Gerhard Kruip auch klar, "es kann keine moralische Pflicht des Einzelnen geben, Kinder zu zeugen." Erst recht könne man jenen keinen Vorwurf machen, die gerne Kinder gehabt hätten, aber keine bekommen konnten.

Der zum vierten Mal stattfindende Neujahrsempfang des Diözesanrat war überschattet von den aktuellen Sparbeschlüssen des Bistums. Sowohl Margareta Meyer als Vorsitzende des Diözesanrats wie auch Weihbischof Hans-Georg Koitz, der nach der Emeritierung von Bischof Dr. Josef Homeyer zur Zeit das Bistum als Diözesanadministrator leitet, gingen in ihren Grußworten darauf ein. Sie sei sich wohl bewusst, dass dieser "finanzielle Paukenschlag" eine deutliche Veränderung des Bistums einläute, sagte etwa Margareta Meyer. Ihr Mitgefühl gelte schon heute all jenen, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden.

Vor einer Frontstellung zwischen den Gemeinden und der Bistumsverwaltung in Hildesheim warnte Weihbischof Hans-Georg Koitz. In Zukunft müsse es noch mehr gelingen, gemeinsame Entscheidungen zu treffen und einander zu vertrauen, sagte der Diözesanadministrator. Gerade in den schwierigen Schritten, die jetzt gegangen werden müssten, sei auch weiterhin die konstruktive Mitarbeit des Diözesanrat nötig.

 

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