Klare Räume – unklare Umsetzung

Kölner Architekt gewinnt Wettbewerb zum Masterplan Domrenovierung

Hildesheim (bph) Mehr Stilreinheit bei klaren Raumabfolgen und geringerer Bestuhlung – so sieht der Kölner Architekt Prof. Johannes Schilling die Zukunft des Hildesheimer Doms. Mit seinem Entwurf ging er am 2. September siegreich aus einem Architektenwettbewerb des Domkapitels zur Domrenovierung hervor. Wann die Renovierung aber tatsächlich beginnt und was sie kosten soll steht noch nicht fest.


Schillings Konzept geht davon aus, die Räume des Doms klarer zu gliedern, als dies beim Wiederaufbau nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg geschah. Treppen, Windfänge und die Orgelempore aus der Wiederaufbauzeit möchte er entfernen und den Kirchenboden auf das ursprüngliche Niveau absenken. Nach Ost und West will der renommierte Kölner Architekt den Kirchenraum klar abgrenzen. So sollen die Bernwardstüren nach innen versetzt werden und das Westwerk vom Kirchenraum trennen. Im Osten wird nach Schillings Plan der Lettner wieder zu Ehren kommen. Jene Chorschranke, die zur Zeit in der Antoniuskirche steht, soll laut Schilling die Apsis zum Altarraum abschließen.

Zugleich wird der Altarraum in das Kirchenschiff hinein verlängert und der Hezilo-Leuchter in die Mitte des Kirchenschiffes gehängt. Unter normalen Umständen würden dann weniger Besucher in den Dom hinein passen, räumt Schilling ein. Doch die gegenwärtige ständige Bestuhlung ist ihm ohnehin ein Dorn im Auge und nach seiner Ansicht verzichtbar. „Wie man am Beispiel vieler alter Kirchen, etwa in Italien, beobachten kann, wird der Raum dann auch bei Gottesdiensten mit wenigen Gemeindemitgliedern nicht als leer, sondern vielmehr als besonders erhebend empfunden,“ glaubt Schilling. Ergänzt wird dieses Raumprogramm durch ein Domforum, das auf den Fundamenten der heutigen Familienbildungsstätte entstehen könnte. Auch das Dom-Museum und die Dommusik sollen durch den Umbau bestehender Räume und die Einbeziehung des Kreuzganges würdigere Räume erhalten.

Mit seinem Entwurf hat sich Prof. Schilling erfolgreich gegen vier weitere Architektenbüros durchsetzen können. Das Domkapitel Hildesheim hatte zu Beginn des Jahres insgesamt fünf renommierte und erfahrene Architektenbüros eingeladen, Entwürfe abzugeben. Bei einem ersten Termin des Preisgerichts am 3. Juni konnte keiner der Entwürfe restlos überzeugen. Drei der fünf Architekten wurden gebeten, ihre Konzepte zu überarbeiten. Am 2. September schließlich wurde Schilling vom Preisgericht der erste Preis zuerkannt. „Einstimmig“, wie Diözesankonservator Prof. Karl Bernhard Kruse bemerkt.

Damit ist aber der Startschuss für die Domrenovierung noch lange nicht gefallen, wie Diözesankonservator Weihbischof Hans-Georg Koitz deutlich macht. „Zunächst bedeutet diese Entscheidung nur, dass wir in Zukunft mit Prof. Schilling zusammenarbeiten wollen“, erklärt Koitz, der als Domdechant Hausherr des Doms ist. Nun gehe es darum, gemeinsam auch mit einem neuen Bischof einen Zeit- und vor allem Finanzierungsplan zu erstellen. Ob und wann die Pläne Schillings umgesetzt werden können, ist also noch nicht klar. Lediglich eine grobe Zielvorgabe erlaubt sich der Weihbischof: „Es wäre schön, wenn bis zum 1.200-Jahr-Jubiläum des Bistums der Dom fertig wäre“, wünscht sich Koitz. Immerhin kann der Domdechant Koitz bereits einen Schirmherrn für die Domrenovierung vorweisen: Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff habe ihm seine Unterstützung versprochen, verkündet Koitz.

Die Wettbewerbszeichnungen von Prof. Schilling können während der üblichen Arbeitszeiten im großen Saal des Bischöflichen Generalvikariats eingesehen werden.