Laienprediger, Zirkuschef und Bischöfin

Christian Wulff, Norbert Trelle und Elisabeth Hunold-Lagies diskutierten beim Katholikentag über das Ehrenamt

Osnabrück (bph) Christian Wulff wäre heute wahrscheinlich Laienprediger, Norbert Trelle Zirkusdirektor und Elisabeth Hunold-Lagies Bischöfin – wenn, ja wenn sie nicht Ministerpräsident, Diözesanbischof und Vorsitzende des Katholikenrates Osnabrück geworden wären. Das verrieten die drei bei der Podiumsdiskussion „Ehrenamt“ am Donnerstagnachmittag im Zelt der Nordbistümer beim Katholikentag in Osnabrück.

Natürlich war eine solche Frage zu erwarten, wenn die Diskussion von einem gelernten Kabarettisten geleitet wird: „Welches Ehrenamt wäre für Sie in Frage gekommen, wenn Sie nicht das geworden wären, was Sie heute sind?“ so fragte Matthias Brodowy, Kabarettist aus Hannover und Vorstandsmitglied im Diözesanrat Hildesheim, die beiden Herren Wulff und Trelle sowie Hunold-Lagies im voll besetzten Zelt der Nordbistümer. Dieser pointierten Frage, die von allen dreien mit einem Augenzwinkern beantwortet wurde, war eine kurzweilige Diskussion vorausgegangen, in der der Ministerpräsident und der Bischof ein Loblied auf die Ehrenamtlichkeit sangen, während Elisabeth Hunold-Lagies als ehrenamtliche Katholikenratsvorsitzende ein klein wenig Wasser in den Wein goß.

Die Zivilgesellschaft wie auch die Kirche wären ohne Ehrenamtliche nicht denkbar, machten Wulff und Trelle klar. „Seit den Tagen der Urkirche“ hätten sich Menschen ohne Bezahlung in den Dienst ihrer Mitmenschen gestellt, sagte Trelle und Wulff widersprach dem Eindruck, die Bürger von heute seien alle selbstsüchtige Egoisten. Der Ministerpräsident sieht in den letzten Jahren eher ein Aufblühen des Ehrenamtes und kündigte an, die Landesregierung werde sich für die Einführung einer Ehrenamtlichenkarte einsetzen, mit der ehrenamtlich Tätige verschiedene Vergünstigungen bekommen können. Zugleich erteilte Wulff allen Überlegungen eine Absage, den Dienst am Mitmenschen durch ein soziales Pflichtjahr verbindlich zu machen. „Ehrenamt kann man nicht erzwingen,“ stellte Wulff klar. Bischof Trelle stimmte ihm dabei ausdrücklich zu.

Der Freiwilligendienst der Vergangenheit hat nach dem Eindruck von Elisabeth Hunold-Lagies heutzutage ausgedient. Menschen sind immer seltener bereit, sich jahrelang verpflichten zu lassen. Moderne Ehrenamtliche lassen sich nicht mehr wie ein „Tannenbaum“ mit immer neuen Ämtern zuhängen. Sie wollen vielmehr wissen, was auf sie zukommt, möchten ihre Mitarbeit oft zeitlich begrenzen und erwarten dafür fachliche Begleitung und nicht zuletzt auch ein Dankeschön. Erwartungen, die auch dem Hildesheimer Bischof nicht fremd sind. In seinem Bistum bemühe man sich, die Ehrenamtlichen gemäß ihrer jeweiligen Fähigkeiten einzubinden und ihnen klare Kompetenzen zu übertragen, so Trelle.

Fürs Erste bedankt sich das Bistum Hildesheim beim Katholikentag mit Honig- und Senftöpfchen bei seinen Gästen. Denn das Ehrenamt war Hauptthema des Bistumsauftritts in Osnabrück. Unter dem Motto „Ehrenamt versüßt“ und „Scharf auf’s Ehrenamt“ haben die Verantwortlichen extra Honig und Senf herstellen und für den Katholikentag verpacken lassen. Am Stand des Bistums fanden sie reißenden Absatz. Selbstverständlich durften sich auch Trelle, Wulff und Hunold-Lagies sowie Moderator Brodowy Süß-Scharfes mit nach Hause nehmen.