Lebendiger Glaube – kritisches Potenzial für die Werterziehung

Forschungsinstitut für Philosophie Hannover verleiht Wissenschaftlichen Preis 2006

 

Hildesheim/Hannover (bph) Für die Werterziehung ist Religion durchaus nützlich, auch als kritisches Potenzial. So die Hauptthese der Gewinner des vom katholischen Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH) vergebenen Wissenschaftlichen Preises, der am Samstagmittag in der Hildesheimer Dombibliothek verliehen wurde. Die diesjährige Preisfrage lautete: „Braucht Werterziehung Religion?“

Anja Stöbener und Hans Nutzinger, die sich den ersten Preis teilen, zeigten auf, dass wertbezogener Dialog erst dann fruchtbar ist, wenn die Herkunft der eigenen Werte klar ist – und die Herkunft dieser Werte liege für viele, so die Preisträger, im christlichen Glauben. Religion berge nicht nur einen großen „Schatz“ an normativem Wissen, sondern solle auch als „Stein des Anstoßes“ dienen, mittels dessen Jugendliche die eigenen Werte kritisch hinterfragen könnten. Stöbener und Nutzinger betonten aber, dass die Vermittlung und Praktizierung von Werten auch humanistisch vollzogen werden könne.

Im Rahmen des Festaktes in der Dombibliothek unterstrich der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in seinem Grußwort, wie wichtig die vom Forschungsinstitut gestellte Preisfrage sei und verglich sie mit der bedeutenden „Preisfrage“ des 18. Jahrhunderts – „Was ist Aufklärung?“, die Kant berühmt gemacht hat. Mit der diesjährigen Preisfrage und seinen vielen weiteren Angeboten leiste das Forschungsinstitut „einen wichtigen Beitrag zur ethischen Orientierung im privaten wie im gesellschaftlichen Leben“. Das Institut kläre, so Bischof Trelle, eine Problematik, die für die „gesamtgesellschaftliche Entwicklung“ sowie für die „zukünftige Rolle der christlichen Kirchen in unserem Land“ entscheidend sei.

Der zweite Preis ging an Stefan Meyer-Ahlen aus Erfurt, der dritte an Douglas McGaughey aus Salem, Oregon (USA). Die drei prämierten Preisschriften werden im kommenden Frühjahr im Wallstein Verlag Göttingen veröffentlicht.

Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover – 1988 vom damaligen Bischof Dr. Josef Homeyer gegründet – schreibt regelmäßig wissenschaftliche Preisfragen zu aktuellen Themen aus. Die Frage für 2007 lautet: „Kann es heute noch ‚gerechte Kriege’ geben?“