„Mehr Schaden und Risiken als Nutzen“

Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim gegen die weitere Nutzung der Kernenergie

Goslar (bph) Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim spricht sich gegen die weitere Nutzung der Kernenergie aus: „Sie verursacht – vom Abbau des Urans angefangen bis zur ungeklärten Endlagerung des Abfalls – mehr Schaden und Risiken als Nutzen“, heißt es in einer Stellungnahme, die die Vollversammlung des Rates am vergangenen Wochenende bei nur einer Gegenstimme beschloss.

 

 

Nach Meinung der Mitglieder behindert die Atomenergie zudem eine umfassende Wende zu natürlichen Energien. Der Diözesanrat fordert eine Rückkehr zum geordneten Ausstieg aus der Atomenergie, wie er im sogenannten „Atomkonsens“ im Juni 2000 von der damaligen Bundesregierung und den führenden Energieversorgungsunternehmen gefunden worden ist. Damit lehnt der Rat auch die vor kurzem beschlossene Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken ab.

„Das Problem der Endlagerung ist weder theoretisch noch praktisch gelöst – vor allem der Umgang mit hochradioaktivem Material“, heißt es in der Stellungnahme. Vor dem Hintergrund der Castor-Transportes am vergangenen Wochenende spricht sich der Diözesanrat dafür aus, dass neben dem für hochradioaktiven Abfall vorgesehenen Endlager in Gorleben noch andere Standorte ernsthaft erkundet werden: „Die Vorfestlegung auf Gorleben ist rein politischer Natur. Sie ist weder fachlich fundiert noch gesellschaftlich akzeptiert.“ Ein möglicher Weiterbau der Anlage in Gorleben darf nur mit umfassender Beteiligung der Bürger wie mit einer atomrechtlich vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfung einschließlich der Suche nach Alternativen erfolgen.

Vor der Beschlussfassung hatten die Diözesanratsmitglieder mit Dr. Eike Bohlken vom Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover (FIPH) diskutiert. Das vom verstorbenen Hildesheimer Bischof Josef Homeyer gegründete Institut hatte im Juni dieses Jahres die Denkschrift „Kirche, Kernenergie, Klimawandel“ erarbeitet – im Auftrag des Bistums. Bohlken ist einer Mitautoren. Die Studie kommt zu der Einschätzung, dass ein weiteres Nutzen der Kernenergie „gemeinwohlschädlich ist“ – nicht zuletzt wegen der ungeklärten Entsorgung nuklearen Abfalls.

Während der Diözesanrat politisch Stellung bezieht, klappern im Pfarrheim der katholischen Kirche St. Peter und Paul in Dannenberg die Teller. Während des Castor-Transportes hält die Gemeinde ihr Haus von 6.30 bis 22 Uhr offen, bietet Demonstranten wie Polizisten Platz zum Ausruhen und Aufwärmen sowie reichlich Speis und Trank – und das schon seit zehn Jahren. Nur dank Spenden aus der Gemeinde ist dieses Angebot möglich, berichtet Ruth Göser, die den kirchlichen „Versorgungsdienst“ seit dessen Beginn organisiert.

Der Diözesanrat würdigt dieses Engagement ausdrücklich: „Es zeigt, dass Kirche an der Seite der betroffenen Menschen im Wendland steht“, betont die Ratsvorsitzende Elisabeth Eicke. Zudem sei dieses Engagement ein wichtiger Beitrag zur Vermeidung von Gewalt.

Der Diözesanrat der Katholiken ist die oberste Vertretung der Katholiken im Bistum Hildesheim. Er berät den Bischof und nimmt zu Fragen des öffentlichen Lebens Stellung. Der Diözesanrat setzt sich zusammen aus Vertretern der Dekanate, kirchlicher Verbände und Berufsgruppen sowie der Orden im Bistum. Der Bischof kann zudem Personen in den Diözesanrat berufen und ernennt einen bischöflichen Beauftragten. Die Amtszeit beträgt vier Jahre. Zurzeit hat der Diözesanrat 54 Mitglieder.