Menschen sollen profitieren

Bischöfe fordern gerechten Einsatz der Entschuldungsgelder in Bolivien

Hildesheim/Berlin (bph) Besorgt über die Umsetzung des Entschuldungsabkommens zwischen Bolivien und seinen Schuldnerländern haben sich heute Mittag Erzbischof Edmundo Abastoflor, La Paz, Bolivien, und der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer beim Bolivien-Gespräch am Bistumsstand des Hildesheimer Bistums auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin geäußert.

"Wir gehen zwei Schritte vor und einen Schritt zurück", so umschrieb Irene Tokarski, ehemalige Geschäftsführerin der Partnerschaftskommission der bolivianischen Bischofskonferenz, heute die Situation in Bolivien. Vor kurzem wurde bekannt, dass die bolivianische Regierung plant, einen Teil der durch den Entschuldungsprozess eingesparten Gelder in den Staatshaushalt einzustellen und dadurch den Kommunen zu entziehen.

Man dürfe diese Entwicklung nicht so einfach hinnehmen, sagte Bischof Dr. Josef Homeyer. Wenn eingesparte Gelder den Menschen vorenthalten würden, verlören sie das Vertrauen und der gesamte Entschuldungsprozess werde unglaubwürdig.

Vieles sei schon erreicht für Bolivien, auch Dank der Unterstützung der deutschen Partner, sagte Erzbischof Edmundo Abastoflor. Es ei aber noch mehr zu tun, zum Beispiel sollten die Weltmärkte für bolivianische Produkte geöffnet werden. In Bezug auf die Verwendung der eingesparten Gelder erwartet der bolivianische Erzbischof diplomatischen Druck der Bundesregierung auf die bolivianische Regierung und möchte die Menschen in Bolivien mobilisieren.

Als zweitem Land der Welt sind Bolivien im Jahre 2001 ein Drittel seiner Auslandsschulden (etwa 1,3 Mrd. US-Dollar) erlassen worden. Das bolivianische "Gesetz des Nationalen Dialogs" sieht vor, dass die durch den Schuldenerlass frei werdenden Gelder zu zehn Prozent für kommunale Gesundheitsprojekte in Bolivien, zu 20 Prozent für Bildung und zu 70 Prozent für die Verbesserung der Infrastruktur eingesetzt werden. Darüber soll die bolivianische Zivilgesellschaft wachen.

Durch eine Briefaktion unterstützt das Bistum Hildesheim diesen Prozess Möglichst viele Bürgermeister in Bolivien sollen angeschrieben und gefragt werden, in welche Projekte ihrer Kommune die durch den Schuldenerlass eingesparten Gelder geflossen sind.

Das Bistum Hildesheim unterhält seit 1987 eine Partnerschaft mit dem Land Bolivien. Im Rahmen dieser Partnerschaft finden auf allen Ebenen gegenseitige Besuche statt. Zur Zeit reist eine Gruppe von 14 Bolivianern durch das Hildesheimer Bistum und besucht auch den Bistumsstand auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin.