Mit den Wappen einer Frau

Christiane Becker aus Holle hat das Bischofswappen für Dr. Michael Wüstenberg entworfen

Hildesheim/Holle/Aliwal (bph) Einen solchen Auftrag bekommt man nicht alle Tage: Christiane Becker (39), Theologin und Künstlerin aus Holle, hat das Bischofswappen von Dr. Michael Wüstenberg entworfen und gestaltet. Wüstenberg wird am kommenden Sonntag, 24. Februar, zum Bischof der südafrikanischen Diözese Aliwal geweiht.

Der Anruf kam am 19. Dezember abends, und er kam vom anderen Ende der Welt: Ob sie ihm ein Bischofswappen malen könne, fragte der 53-jährige Wüstenberg telefonisch aus Südafrika bei Christiane Becker an. Am gleichen Tag war Wüstenberg, der aus dem Bistum Hildesheim stammt, von Papst Benedikt XVI. zum Bischof der südafrikanischen Diözese Aliwal ernannt worden. Die Tradition der katholischen Kirche will es, dass sich ein ernanntes Bistumsoberhaupt bis zu seiner Weihe ein Wappen entwerfen lässt, das dann die Bischofskirche, aber auch den Siegelring, Briefpapier und überhaupt alle offiziellen Dokumente zieren soll.

Christiane Becker nahm den Auftrag freudig an. Schließlich hat sie neben ihrer theologischen auch eine künstlerische Ausbildung beim Braunschweiger Kunstdozenten Hans-Jürgen Seidel genossen, und – was vielleicht am wichtigsten ist – sie kennt den ernannten Bischof schon seit vielen Jahren. Becker ist in Bremen-Lesum aufgewachsen. In der dortigen Peter-und-Paul-Gemeinde arbeitete der Hildesheimer Priester Michael Wüstenberg nach seiner Weihe durch den damaligen Bischof Heinrich Maria Janssen im Jahre 1982 als Kaplan und Dekanatsjugendseelsorger, ehe er 1992 nach Südafrika ging: 2001 bis 2003 war Wüstenberg bereits Generalvikar, also Verwaltungschef der Diözese Aliwal und lehrte dann Theologie in Pretoria.

Bis zum 14. Januar hat Christiane Becker, die im Hauptberuf das Katholische Universitäts- und Hochschulzentrum in Clausthal leitet, dann das Wappen in zahlreichen Entwürfen entwickelt und die Skizzen immer wieder per E-Mail nach Südafrika geschickt, bis von Wüstenberg das „Okay“ kam. Mit Farbstiften entstand dann auf weißem Karton das endgültige Werk, das am kommenden Sonntag bei der Weihe in Südafrika offiziell vorgestellt wird.

Becker hat in dem Wappen traditionelle mit südafrikanischen Einflüssen verbunden. Der grüne Hut mit den Kordeln etwa gilt schon seit Jahrhunderten in der katholischen Kirche als Zeichen der Bischofswürde. Wo bei Tausenden von Bischofswappen aber zwölf Quasten zu sehen sind, hat sich Becker für stilisierte Cowryschnecken entschieden. Die waren in vielen afrikanischen Gesellschaften vor der Einführung des Geldes ein Zahlungsmittel und gelten Wüstenberg heute als Symbol für geistigen Reichtum. Bei den Kordeln hat Becker übrigens norddeutschen Lokalkolorit eingebaut: „Die sind in einem Seemannsknoten verschlungen, damit er nie vergisst, woher er kommt“, lacht die Künstlerin.

Das Wappenschild hat die Form eines afrikanischen Zulu-Schildes, nicht die eines europäischen Ritterschildes. Dies war die Idee von Beckers achtjährigen Sohn Jonathan, der das ungewöhnliche Projekt gemeinsam mit seinem Vater Hendrik begeistert begleitete. Gerahmt wird das Schild durch zwei Kuhhörner. Sie haben eine theologische Bedeutung: Das Horn dient in Afrika als Aufbewahrungsort für Öle und Heilkräuter – wird aber von Wüstenberg auch für das kirchliche Salböl genutzt, mit dem Priester unter anderem Täuflinge und Kranke salben.

Das Schild selbst trägt drei Masken, durch die der dreieinige Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist zu den Menschen spricht. Dem Logo des südafrikanischen theologischen Lumko-Instituts, an dem Wüstenberg lange gearbeitet hat, ist der schwarze Diamant entlehnt. Auch einen Hinweis auf seine Doktorarbeit hat Wüstenberg in sein Wappenschild malen lassen: Die Jakobsmuschel weist auf den Jakobusbrief hin, über den der neue Bischof promovierte. Ein einfaches Franziskuskreuz bildet die Verbindung zum Bischofshut.

Kein Bischofswappen ohne Motto. „Scarlet – white as snow“ hat sich Wüstenberg mit Bezug auf Jesaja 1,18 gewählt: „Sind Eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee.“ Ein schönes Bild für Versöhnung, die gerade in Südafrika so bitter nötig ist.

Die Farben des Schildes – Rot und Gelb – verraten dem Kenner übrigens die Herkunft Wüstenbergs: Es sind die Farben des Bistums Hildesheim!

Wenn Wüstenbergs Hildesheimer Kollege Norbert Trelle am Wochenende mit einigen Priestern und Freunden Wüstenbergs nach Südafrika fliegt, haben die Weihekurskollegen ein besonderes Geschenk mit im Gepäck: den Bischofsring für Michael Wüstenberg, der ebenfalls nach den Entwürfen von Christiane Becker angefertigt wurde. Er zeigt einen stilisierten Teil des Wappens und wird den neuen Bistumshirten immer daran erinnern, dass seine Wurzeln im Bistum Hildesheim liegen.

Die südafrikanische Diözese Aliwal, deren Bischof Wüstenberg dann ist, wurde im Jahre 1951 gegründet. Zuvor bestand dort bereits ein Apostolisches Vikariat. Mit rund 31.200 Quadratkilometern ist die Diözese etwas größer als das Bistum Hildesheim. Von den rund 530.000 Einwohnern sind etwa 41.000, also acht Prozent, katholisch.