Mit Tastsinn zum Taufstein

Bistum Hildesheim veröffentlicht Blindenbroschüren zu Christussäule und Domtaufbecken

Hildesheim (bph) Sie sind ein Augenschmaus – die Christussäule des Bischofs Bernward und das Taufbecken des Wilbernus aus dem Hildesheimer Dom. Doch wie sollen Blinde diese mittelalterlichen Meisterwerke erfühlen? Mit den neuen Blindenbroschüren des Bistums Hildesheim! In Braille- und Schwarzschrift lassen sie Säule und Taufstein vor dem inneren Auge erstehen.

Der Hildesheimer Dom wird bis zum Bistumsjubiläum 2015 grundlegend saniert, seine Kunstwerke sind zurzeit ausgelagert. Wenn die Bischofskirche sich in fünf Jahren wieder öffnet, soll es eine Kirche für alle sein, auch für Behinderte. Daher werden die Zugänge zu Dom und Dom-Museum behindertengerecht gestaltet.

Schon jetzt aber tut das Bistum etwas für Sehbehinderte. Mit Hilfe der neuen Broschüren können Blinde und alle, die in ihrer Sehleistung beeinträchtigt sind, die Christussäule in der St. Michaeliskirche und das Taufbecken im Berliner Bode-Museum mit Gewinn besuchen. Damit ist das Bistum Hildesheim nach Köln die zweite Diözese bundesweit, die ein solches Angebot für Blinde bereit hält.

„Auch unter den Blinden und Sehbehinderten gibt es viele, die sich für religiöse Kunst interessieren“, sagt Margrita Appelhans, Rerefentin in der Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Hildesheim, die an den Broschüren mitgearbeitet hat. Die Christussäule und das Taufbecken seien wie geschaffen für solche Schriftstücke, weil sie starke Reliefs haben. Auch Hans-Georg Koitz, emeritierter Weihbischof, aber immer noch Domdechant und damit Bauherr der Domsanierung, ist begeistert von diesen Broschüren. In seinen Augen sind sie eine deutliche Bereicherung für das Bistum. Im Namen des Domkapitels bedankt sich Koitz bei allen, die an diesem Werk mitgearbeitet haben.

Die beiden Blindenbroschüren haben jeweils eine Auflage von 100 Stück. Jede Broschüre enthält zwei Reliefs, nämlich die Gesamtansicht des jeweiligen Kunstwerkes und eine beispielhafte Einzeldarstellung. Erklärungen werden in Brailleschrift für Blinde und Großdruck für Sehbehinderte gegeben.

Der Verkaufspreis liegt bei zehn Euro (Blindenbroschüre Christussäule) beziehungsweise zwölf Euro (Blindenbroschüre Taufbecken). Die Johannishofstiftung Hildesheim hat das Projekt mit 1000 Euro unterstützt.

Zu beziehen sind beide Broschüren ab sofort im Domladen am 1000jährigen Rosenstock, in der Hildesheimer St. Michaeliskirche und der Touristeninformation der Domstadt, außerdem im Berliner Bode-Museum, wo das Domtaufbecken zurzeit in der Ausstellung „Schätze des Glaubens“ zu sehen ist. Online können beide Werke zudem im Shop zur Domsanierung unter domsanierung-shop.de bestellt werden.