Mittelalterliche Kunst begreifen

Bistum Hildesheim veröffentlicht Blindenbroschüre zur Bernwardtür

Hildesheim (bph) Sie ist ein Augenschmaus – die Bernwardtür des Heiligen Bischof Bernward. Sie entstand um die vorletzte Jahrtausendwende und ist während der Domsanierung im Roemer- und Pelizaeus-Museum zu finden. Doch wie sollen Blinde dieses mittelalterliche Meisterwerk erfühlen? Mit der neuen Blindenbroschüre des Bistums Hildesheim! In Braille- und Schwarzschrift lässt sie die Reliefs der Tür vor dem inneren Auge erstehen.

Der Hildesheimer Dom wird bis zum Bistumsjubiläum 2015 grundlegend saniert, seine Kunstwerke sind zurzeit ausgelagert. Wenn die Bischofskirche sich in fünf Jahren wieder öffnet, soll es eine Kirche für alle sein, auch für Behinderte. Daher werden die Zugänge zu Dom und Dom-Museum behindertengerecht gestaltet.

Schon jetzt aber tut das Bistum etwas für Sehbehinderte. Mit Hilfe der neuen Broschüre können Blinde und alle, die in ihrer Sehleistung beeinträchtigt sind, die Bernwardtür besuchen und buchstäblich „begreifen“. Neben dem Deckblatt, das die Umrisse und die Gliederung dieses monumentalen Werkes darstellt, ist im Inneren die Szene heraus gearbeitet, wo Gott Adam die Eva zuführt. Außerdem werden die Geschichte und das Bildprogramm der Tür in einem eigenen Kapitel ausführlich dargestellt – und zwar sowohl schwarz auf weiß in Großdruck wie auch in Blindenschrift, so dass Sehbehinderte und auch Blinde etwas von dieser Broschüre haben.

Dieses neue Angebot ergänzt die Blindenbroschüren zu Christussäule und Domtaufbecken, die das Bistum im vergangenen November auf den Markt brachte. Das Bistum Hildesheim ist nach Köln die zweite Diözese bundesweit, die ein solches Angebot für Blinde bereit hält.

„Auch unter den Blinden und Sehbehinderten gibt es viele, die sich für religiöse Kunst interessieren“, sagt Margrita Appelhans, Referentin in der Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Hildesheim, die an den Broschüren mitgearbeitet hat. Die Bernwardtür sei wie geschaffen für solche Schriftstücke, weil sie auf der Schauseite starke Reliefs hat.

Diese Blindenbroschüre hat eine Auflage von 100 Stück. Der Verkaufspreis liegt bei zwölf Euro. Die Johannishofstiftung Hildesheim hat das Projekt unterstützt.

Zu beziehen ist diese – wie auch die anderen Blindenbroschüren – im Domladen am 1000jährigen Rosenstock, in der Touristeninformation am Marktplatz, außerdem im Roemer- und Pelizaeus-Museum. Online können alle Blindenbroschüren zudem im Shop zur Domsanierung unter domsanierung-shop.de bestellt werden.