Münsteraner Bischof spricht vor Hildesheimer Priestern

Vortrag von Dr. Felix Genn zum priesterlichen Dienst

Der Oberhirte des zweitgrößten deutschen Bistums hat heute einen Vortrag in der Dombibliothek Hildesheim gehalten: Der Münsteraner Bischof Dr. Felix Genn teilte seine Einschätzungen zum priesterlichen Dienst mit den aktiven Geistlichen aus dem Bistum Hildesheim.

Vor dem Hintergrund einer pluralen und zunehmend säkularer werdenden Gesellschaft konstatierte Genn zunächst „das Zusammenbrechen einer Sozialgestalt von Kirche“ in seiner bisherigen Form. Die Situation der Priester von heute sei, dass sie immer wieder zu Adressaten von Anwürfen gegen die Kirche würden, die sich nicht persönlich gegen die Priester, sondern gegen die Kirche als Institution richteten. Dabei gehe es auch um Themen, denen die Priester selbst kritisch gegenüberstünden.

Der Münsteraner Bischof regte dazu an, den priesterlichen Dienst als synodal zu verstehen. Aus seiner Sicht ist dies existenziell. Es sei wichtig, die Synodalität als innere Haltung zu begreifen. Das bedeute in einem ersten Schritt, die Wirklichkeit wahrzunehmen: „Was ist meine Realität? Kann ich ihr in die Augen schauen, oder verdränge ich sie?“

Zweitens gehe es darum, die Wirklichkeit zu deuten. „Mit welchem inneren Impuls versuche ich die Wirklichkeit anzuschauen?“, fragte Genn in die Runde der Hildesheimer Diözesanpriester. Es könne nicht darum gehen, allein Bischof oder Priester zu sein, sondern gemeinsam mit den Gläubigen: „Mit euch bin ich Christ.“

Drittens seien die Geistlichen dazu aufgefordert, zu wählen, worauf sie sich in der Seelsorge konzentrieren, und dabei zugleich ihre Kräfte im Blick zu behalten. „Sehen, was ist. Tun, was möglich ist. Und lieben, was ewig ist“, sagte Genn und betonte, dies beinhalte auch die Freiheit, mal Nein zu sagen zu dem, „was anderen vielleicht möglich, mir aber vielleicht eine Überforderung ist“.

Der Vortrag von Bischof Genn gehörte zum Kolloquium „Priesterliche Existenz“, das anlässlich des Godehardjahres im Bistum Hildesheim ausgerichtet wurde und sich mit der Zukunft des priesterlichen Dienstes befasste.

Zu dem Austausch in der Dombibliothek waren zahlreiche Priester im aktiven Dienst des Bistums Hildesheim gekommen, ebenso Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ, Generalvikar Martin Wilk sowie die Weihbischöfe Dr. Nikolaus Schwerdtfeger und Heinz-Günter Bongartz, außerdem Fachleute wie die Professorin Johanna Rahmer aus Tübingen und der Professor Richard Hartmann aus Fulda.