Musik und Kinderlachen

Bischof Norbert Trelle eröffnete die erste internationale Wallfahrt der Sinti und Roma

Hildesheim/Germershausen (bph). Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle hat am gestrigen Donnerstag die erste internationale Wallfahrt der Sinti und Roma in Germershausen eröffnet. Gemeinsam mit gut 80 Sinti – darunter vielen Kindern – und Pilgern aus dem Eichsfeld feierte er einen Gottesdienst in der Kirche „Maria in der Wiese“. Noch bis zum Sonntag lädt die Wallfahrt zu Begegnung und Gebet ein.

Im Anschluss an die Heilige Messe segnete der Hildesheimer Diözesanbischof, der auch Beauftragter der deutschen Bischofskonferenz für die Zigeunerseelsorge in Deutschland ist, die Wohnwagen der Sinti-Familien, die überwiegend aus Norddeutschland und den Niederlanden angereist waren.

In seiner Predigt verwies Trelle auf den „Wert des Reisens, auch für das wandernde Gottesvolk“. Wer unterwegs sei, „reift im Leben und im Glauben, lernt die Vielfalt der Kulturen und Traditionen zu schätzen und zu achten.“

Natürlich gebe es auch heute noch Vorbehalte gegenüber den Sinti und Roma, ihre Lebensweise und Kultur, bekennt Trelle auf Nachfrage. „Vieles beruht auf Voreingenommenheit“, macht der Bischof geltend und hofft, dass die Wallfahrt auch zum Abbau vom Fremdheit betragen kann: „Wallfahrt ist Begegnung mit Gott und den Menschen – und hier bietet sich die Möglichkeit, über vier Tage miteinander in Gespräch zu kommen.“ Insofern freute sich Trelle über die herzliche Aufnahme, die die Sinti-Familien im Eichsfeld erfahren haben genauso wie über die Fröhlichkeit, die die Wallfahrt ausstrahle – durch viel Sinti-Musik und Kinderlachen.

„Die Sinti und Roma sind durch ihre Geschichte ein beladenes Volk“, unterstreicht auch Pfarrer Wolfgang Patzelt. Der Bischöfliche Beauftragte für die katholischen Sinti und Roma im Bistum Hildesheim hat ein Jahr lang die Wallfahrt vorbereitet – zusammen mit dem Verein der Katholischen Sinti und Roma in Bremerhaven. „Ein Anfang ist gemacht“, freuen sich Helena und Roberto Larze. Das Sinti-Ehepaar aus Bremerhaven hat die Wallfahrt mit aus der Taufe gehoben. Germershausen als Marienwallfahrtsort sei bewusst gewählt worden. „Für uns Sinti hat die Mutter Gottes eine große Bedeutung“, sagt Helena Larze. Bei den Sinti sei die Mutter der Dreh- und Angelpunkt, sie halte die Familie zusammen: „So sehen wir auch Maria als den Grund unseres Glaubens, daher sind wir gerne hier.“

Im Rahmen der Wallfahrt sind bis zum Sonntag nächtliche Marienfeiern geplant. Außerdem wird in einem Gottesdienst jener Sinti und Roma gedacht, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Nach Schätzungen haben die Nationalsozialisten 500.000 Sinti und Roma ermordet, allein 21.000 von ihnen im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Am Samstag wollen die Sinti und Roma gemeinsam mit Eichsfelder Katholiken einen Kreuzweg gehen und laden zu einem „Fest des Glaubens“ am Lagerfeuer ein.